Diskussion um Volksinitiative Genderverbot-Debatte in Hamburg: Wer wird hier eigentlich wirklich diskriminiert?

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In Hamburgs Verwaltung ist Gendersprache bereits gang und gäbe. Mit dem Gebrauch von Gendersternchen und Co. will die Stadt Frauen und Männer sowie alle Menschen, die sich keinem dieser beiden Geschlechter zugehörig fühlen, ansprechen. Auch die Universität Hamburg empfiehlt Studierenden und Mitarbeitenden die Verwendung von geschlechtergerechter Sprache. Doch jetzt will eine Hamburger Volksinitiative die Gendersprache in Verwaltung und Bildung verbieten. Unterschriften für diese Forderung werden bereits gesammelt – sollten in den nächsten sechs Monaten 10.000 Unterschriften zusammenkommen, muss sich die Hamburger Bürgerschaft mit der Forderung befassen. Und das wäre ein bitteres Zeichen, denn es ist eine Forderung, die so tut, als sei sie feministisch und wohlwollend gegenüber benachteiligten Minderheiten. Aber das ist sie, bei bestem Willen, nicht. 

Eine queerfeindliche Initiatorin

Gendern sei unter sexistisch, diskriminierend und integrationsfeindlich, heißt es von den Initiatorinnen und Initiatoren. Allein diese Aussagen dürfen mehr als infrage gestellt werden, aber zumindest vermitteln sie erst einmal den Eindruck, als würde die Forderung dem Wunsch nach mehr (Geschlechter-)Gerechtigkeit zugrunde liegen. Doch leider werden sie komplett unglaubwürdig, wenn man liest, dass die Initiatorin der Volksinitiative, Sabine Mertens, gleichzeitig queerfeindliche Äußerungen tätigt. In einem Interview mit dem Hamburger Abendblatt sprach sie vom Gendern als „feministische Propaganda“ oder „PR-Maßnahmen der LGBTQ-Bewegung“ und stellte Homosexualität sowie Trans-Dasein infrage. Dass eine Petition von einer Frau, die solche Aussagen trifft, innerhalb von wenigen Tagen schon mehrere tausend Befürworter:innen gefunden hat, ist alarmierend.

Wo ist Gendersprache diskriminierend?

Noch mal zurück zu der Annahme, dass Gendern sexistisch, diskriminierend und integrationsfeindlich sei. Gegendert wird ja ohnehin schon seit jeher – und zwar im generischen Maskulin. Wo wird eine Sprache plötzlich diskriminierend, wenn sich auch Frauen und andere Geschlechter in ihr wiederfinden können? Gendersprache will Sichtbarkeit und Toleranz schaffen, will Geschlechterdiversität anerkennen und wertschätzen, will sich mit Menschen, die aufgrund ihrer Geschlechtsidentität diskriminiert werden, solidarisieren – also genau das Gegenteil von dem, was ihr hier von den Gender-Gegner:innen vorgeworfen wird.

Warum in Bildung und Verwaltung gegendert werden sollte

Gerade in Bildungseinrichtungen hilft die Verwendung von Gendersprache dabei, Schüler:innen schon früh genug für die Problematik von geschlechterbezogener Diskriminierung und Ungleichheit zu sensibilisieren. An Universitäten und in Verwaltungseinrichtungen unterstützt Gendersprache die gleichberechtigte und respektvolle Kommunikation und sorgt ebenfalls für mehr Sichtbarkeit von Frauen und anderen Geschlechtern. Ich kann es nur schwer nachvollziehen, wie man sich mit einer solchen Vehemenz dagegen wehren kann. Zumal das Gendern ohnehin freiwillig ist: Bislang wird in Hamburgs Verwaltung und Bildung niemand per Gesetz oder Regel dazu gezwungen, Sternchen oder Doppelpunkte zu verwenden. Und wieso sollte nicht weiterhin jeder Mensch für sich selbst entscheiden dürfen, ob er alle Geschlechter seiner Sprache inkludieren möchte? Diskussionen über das Gendern können ja durchaus ihre Berechtigung haben und sind ein Zeichen dafür, dass überhaupt ein Bewusstsein dafür entsteht, wie männlich geprägt unsere Sprache ist. Aber Queerfeindlichkeit oder Anti-Feminismus darf dabei nicht der Anlass für eine solche Diskussion sein.