Anstatt mal wieder auf Netflix rumzuhängen und sich von zweitklassigen Filmen berieseln zu lassen, nehmt doch mal ein Buch zur Hand! Und was kann da ein besserer Teaser sein als Hamburg? Eben! Damit ihr wieder mehr Lust aufs Lesen bekommt, stellen wir 10 Romane vor, die in Hamburg spielen. Die schönste Stadt der Welt bietet schließlich viel Inspiration für erstklassigen Romanstoff.
Cool bis zum Anschlag und mit ganz viel Herz, so sind die Menschen auf St.Pauli – und so ist auch Staatsanwältin Chas Riley, die gnadenlos romantisch wird, wenn es um ihren Kiez geht. Es ist Frühling in Hamburg, und alles könnte so schön sein – wäre da nicht ein rätselhafter Killer, der tote Frauen an der Elbe drapiert. Um ihn zu stoppen, muss Chas am Ende dahin gehen, wo es besonders weh tut: in die Abgründe der eigenen Vergangenheit…(Droemer Knaur).
St.Pauli: vom Millerntor-Stadion, über den Kiez, bis zum Hafen
…die Protagonistin Chas, die uns mit auf eine Reise durch ihren Kiez mit. Vor allem, wenn sie das Millerntor-Stadion unsicher macht und St. Pauli mit Leib und Seele anfeuert.
Dieser Hamburger Kriminalfall ist nichts für zarte Gemüter. Skalpierte junge Frauen am Elbufer? Diese Mordserie ist makaber!
„(…) Das ist kein Kiezding. Das muss was anderes sein. Was Krankes. Wer klaut einer Frau Haut und Haare?“ „Ein arbeitsloser Frisör?“ „Spinner.“
aus Revolverherz
Der kleine Hanno Dietz schlägt sich mit seiner Mutter im Hamburg der Nachkriegsjahre durch. Steine klopfen, Altmetall suchen, Schwarzhandel – das ist sein Alltag. Eines Tages entdeckt er in den Trümmern eine Tote – und etwas abseits einen etwa dreijährigen Jungen, der erstaunlich gut gekleidet ist. Das Kind spricht kein Wort, Verwandte sind nicht auffindbar. Und so wächst das Findelkind bei den Dietzens auf. Jahre später kommt das einstige Trümmerkind durch Zufall einem Verbrechen auf die Spur, das auf fatale Weise mit seiner Familie verknüpft ist … (Droemer Knaur).
Ein Hamburg zerstört im Wirrwarr der Nachkriegszeit und ein Hamburg im Wiederaufbau.
…wie uns Mechthild Borrmann in ein Hamburg vor unserer Zeit entführt, mit einer Geschichte, die uns fern und gleichzeitig so nah erscheint. Wir sind ein wenig sprachlos, wenn es um Trümmerkind geht. Ohne Zurückhaltung, aber mit viel Gefühl, erzählt die Autorin von den Verbrechen der Nachkriegszeit. Zu Beginn wirken die vielen Figuren und Zeitsprünge zusammenhangslos und verwirrend, nach und nach fügt sich ein gewaltiges Puzzle zusammen. Spannend bis zur letzten Seite!
„Aber Hanno wartete immer noch. Seine Sätze, die mit: „Wenn Papa wieder da ist…“, anfingen, wurden zwar seltener, aber er glaube an Gustavs Rückkehr, und sie brachte es nicht fertig, ihm diese Hoffnung zu nehmen.“
aus Trümmerkind
»Sie beauftragten mich, Arnes Nachlaß einzupacken.« Hans, der Ich-Erzähler, kommt nicht umhin, die kleinen und großen Schätze zu sichten, die Arne Hellmer, dieser außergewöhnliche Junge, mit dem er zwei Jahre lang ein Zimmer teilte, zurückließ. »Wie ein Eindringling in seine Welt, seine Tränen, seine verborgenen Hoffnungen« kommt sich Hans vor und entfaltet, angeregt durch die Fundstücke des Nachlasses, Arnes Geschichte. (dtv)
Maritimes Hamburg-Feeling: Das Zuhause der Familie befindet sich direkt am Hamburger Hafen. Kräne, Schiffe, Werften und Schiffshupen prägen die Stimmung des Romans.
…besonders den Moment, als wir zum ersten Mal Hans Zimmer betreten. Der Raum gleicht einer Schiffskajüte mit Blick auf das Hamburger Lichtermeer. Wenn das nicht echte Hamburg-Liebe ist!
Die Geschichte ist berührend und sensibel erzählt und nimmt uns Leser mit auf eine besondere Reise durch den Hamburger Hafen, wo Fern- und Heimweh aufeinandertreffen.
„Von hoch oben, aus der gläsernen Kanzel des Kranführers, schilderte er den Hafengeburtstag; ohne Übergänge und schroffe Wendungen gab er die Eindrücke einer Doppelansicht wieder.“
aus Arnes Nachlass
Eine ziellose Jugend, eine spießige Familie, eine frustrierende Ausbildung – die Hamburgerin Alex hat null Plan, was sie mit ihrem Leben anfangen soll. Da kommt die Annonce „ Taxifahrerin gesucht“ wie die Rettung schlechthin daher. Bald sitzt Alex – Blut und Wasser schwitzend wegen fehlender Ortskenntnis – neben ihrem ersten Fahrgast. Und wird damit automatisch zum Mitglied einer ganz speziellen Kollegen-Clique aus gescheiterten Künstlern, Uni-Abbrechern und frauenfeindlichen Verklemmten. Beginn eines komischen, ungewöhnlichen und brillant erzählten Großstadtabenteuers. Mit Liebesgeschichte. Sozusagen. (Goldmann)
Karen Duve führt uns mit Alex am Steuer einmal quer durch Hamburg.
…die direkte Art der Protagonistin Alex. Ohne Rücksicht beschreibt sie ihre Kollegen und Fahrgäste und sammelt auf ihren Touren die Storys ihres Lebens. Dabei geht es um das Leben, mal trostlos, mal komisch. Die Taxifahrt wird für uns Leser und die Protagonistin zu einer Reise in eine neue Welt.
„Es sind zu viele Eindrücke auf einmal, zu viele nie gesehene Welten. Ich war nie zuvor in einem Bordell gewesen, noch nie in einer Obdachlosenkneipe oder in den Hafengegenden, wo die Containerschiffe lagen.“
aus Taxi
In Erinnerung an seine Kindheit macht sich der Erzähler auf die Suche nach der ehemaligen Besitzerin einer Imbissbude am Hamburger Großneumarkt. Er findet die hochbetagte Lena Brücker in einem Altersheim und erfährt die Geschichte ihrer »schönsten Jahre« und wie es zur Entdeckung der Currywurst kam. Der Bogen spannt sich weit zurück in die letzten Apriltage des Jahres 1945… (dtv)
Elbe, Michel, Reeperbahn – vorbei an Hamburger Symbolen spielt die Novelle zum Großteil in den Straßen rund um den Großneumarkt.
…die freche norddeutsche Schnauze der Protagonistin Lena Brücker, die uns durch ihr Hamburg 1945 bis zur Entdeckung der Currywurst führt. Sie lebt in einer Dachgeschoss Wohnung in der Brüderstraße, eine Privatstraße, die heute noch zum Großneumarkt führt. Ein Spaziergang durch die Umgebung Brüderstraße, Wexstraße, Großneumarkt ist übrigens lohnenswert. Die meisten der Gebäude stehen unter Denkmalschutz und geben uns ein Gefühl von Lena Brückers Hamburg.
„Das is reel. Hat was mitm Wind zu tun. Glaub mir. Scharfer Wind braucht scharfe Sachen.“
aus die Entdeckung der Currywurst
Es ist Silvester und auf dem Kiez in St. Pauli beginnt die irrste Nacht des Jahres. Nur Oskar Wrobel würde lieber liegen bleiben. Geht aber nicht. Weil ihm gleich sein Leben um die Ohren fliegt. Er betreibt einen Musikclub am Ende der Reeperbahn. Seine Freunde sind seltsam, aber großartig, sein Leben ein Fest. Aber jetzt, während in den Straßen von St. Pauli die Böller explodieren, laufen die Vorbereitungen für die große Abrissparty. Denn Oskar hat Schulden und keine Ahnung, was aus ihm werden soll. Zum Glück bleibt ihm kaum Zeit, darüber nachzudenken, denn ein verzweifelter Ex-Zuhälter stürmt seine Wohnung, sein bester Freund zerbricht am Ruhm, die lebenslustige Nina malt alles schwarz an, im Club geht’s drunter und drüber, und dann sind da noch der tote Elvis, die Innensenatorin und – Mathilda, Mathilda, Mathilda. (kiwi)
Der Kiez in seiner ganzen dirty Pracht.
…die großartige Energie und Intensität dieser Kiez-Geschichte. Tino Hanekamp erweckt in seiner Story das gesamte Milieu zum Leben, mit allem was dazu gehört, inklusive eigenem Slang. Witz, Leidenschaft, Liebe und Freundschaft – So was von da hat alles, was ein guter Roman braucht.
„Ich befürchte, ich bin wach. Blicke auf eine Bierflasche, in der zwei Kippen schwimmen und ein Käfer. Brutalkopfschmerz. Auf dem Heizungsrohr ein Pelz aus Staub. Extrembrechreiz. Draußen knallt’s. Schließe die Augen. Es knallt noch mal.“
aus So was von da
„Der Mensch ist kein Beilagenesser.“
Wie es ist, in Harburg aufzuwachsen, das weiß Heinz Strunk genau. Harburg, nicht Hamburg. Mitte der 80er ist Heinz volljährig und hat immer noch Akne, immer noch keinen Job, immer noch keinen Sex. Doch dann wird er Bläser bei Tiffanys, einer Showband, die auf den Schützenfesten zwischen Elbe und Lüneburger Heide bald zu den größten gehört. Aber auch das Musikerleben hat seine Schattenseiten: traurige Gaststars, heillose Frauengeschichten, sehr fettes Essen und Hochzeitsgesellschaften, die immer nur eins hören wollen: „An der Nordseeküste“ von Klaus und Klaus. (rowohlt)
Vom Harburger Kiez raus ins Hamburger Umland.
…Heinz Strunks, Entschuldigung, Heinzers, schonungslos direkte Art. Mit seiner neuen Schlagerband ist er unterwegs auf allen Schützenfesten und anderen Festen der Umgebung und beschreibt dabei unverblümt die Veranstalter, Gäste und seine eigenen Bandmitglieder. Dabei kommen uns einige Ausfällt nur allzu bekannt vor – das hat echtes Potenzial zum Fremdschämen.
„Die vielleicht langweiligste Veranstaltung der Welt ist der Ball des Sports in der Winsener Stadthalle. Ich schaute zum wiederholten Mal auf die Uhr. Gottachgottachgott, erst halb elf, noch viereinhalb Stunden bis zum Feierabend!“
aus Fleisch ist mein Gemüse
Eine großangelegte Familien-Saga, ein exemplarischer Zeitroman. Ralph Giordano formt einen bisher wenig beachteten Stoff episch aus: Er erzählt vom Schicksal sogenannter „jüdischer Mischlinge“ in den Jahren der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Die Vorgeschichte beginnt Ende des letzten Jahrhunderts, die eigentliche Handlung setzt vor 1933 ein und führt in die ersten Nachkriegsjahre. Ihr Schauplatz: Hamburg von den Elbvororten bis zum Stadtpark, von Barmbek im Norden bis zum Hafen im Süden, mit unvergeßlichen, in den dramatischen Ablauf verwobenen Gestalten, Bildern, Situationen. (…) (fischer)
„(…) von den Elbvororten bis zum Stadtpark, von Barmbek im Norden bis zum Hafen im Süden (…)“ – diese Familiengeschichte führt seine Leser durch das Hamburg der 1930er und 40er.
…vor allem, wie Ralph Giordano es schafft, uns in einen emotionalen Bann mit seiner Lebensgeschichte zu ziehen. Ohne viel Umschweife, schildert er mit deutlichen Worten eine düstere Periode in der Geschichte Hamburgs und Deutschlands. Autor und Leser erleben diese Reise gemeinsam mit den Charakteren, anstatt die Handlung von oben herab zu betrachten. Die emotionale Bindung zu der Geschichte der Bertinis wird deutlich, wenn man Giordanos eigene Biographie kennt. Mit dem Roman verarbeitet er viele seiner eigenen Erlebnisse als Sohn einer Jüdin im Dritten Reich.
„Im Laufe des Sommers hatte Roman Bertini sich angewöhnt, in der Mittagspause das Bürohaus am Kattrepel zu verlassen und über das sonnendurchglühte Pflaster der Hamburger Innenstadt hin bis zum Karstadt-Gebäude in der Mönckebergstraße zu gehen.“
aus Die Bertinis
Tom Ripley ist ein sympathisch-unmoralischer Exil-Amerikaner, der südlich von Paris ein luxuriöses Leben führen will – um jeden Preis. Immer wieder gelingt es dem erfolgreichen Serienhelden, sich vor der Polizei und seinen Verfolgern hakenschlagend aus dem Staub zu machen und dem erwartbaren Verbrecherschicksal eine Nase zu drehen. (diogenes)
Eine Winterhuder Villa mit Alsterblick, ein Mord in der U-Bahn-Station Steinstraße – die Mordserie führt seine Leser durch einige Hamburger Stationen.
…dass Patricia Highsmiths Mörder-Serie rund um Tom Ripley kein normales Krimifutter ist. Dieser Ripley spielt nicht nur ein Spiel mit seinen Opfern, sondern auch mit uns. In den Köpfen ist der charmante Exil-Amerikaner ein Held und gleichzeitig ein Mörder. Ripley’s Game ist nicht der erste Auftritt von Tom Ripley, zum Leben erweckt wurde er von Highsmith 1955 im ersten Roman Der talentierte Mr. Ripley. Es ist übrigens empfehlenswert, die Serie in ihrer ursprünglichen Reihenfolge zu lesen.
„Den perfekten Mord, den gibt es nicht“, sagte Tom zu Reeves. „Man kann sich einen ausdenken, aber das ist nur ein Gesellschaftsspiel. Natürlich kann man sagen, es gebe so viele ungelöste Mordfälle. Doch das ist etwas anderes.“
aus Ripley’s Game
Hamburg-Roman? Gauner-Komödie? Geriatrie-Krimi? Das Genre, das die zahlreichen Facetten der Altmeister treffend beschreibt, ist noch nicht ersonnen. Genauso wenig, wie das perfekte Verbrechen. Falsch! Völlig falsch sogar: Die Altmeister, drei rüstige Greise, treten mit viel Witz und Genie den Gegenbeweis an – mehrfach sogar! Ein Desaster für die Hamburger Obrigkeit – ein Riesenspaß für die alten Gauner – und den Leser, der ihnen bei der Planung und Ausführung über die Schulter, auf die Finger und auch ins Hirn und Herz blicken darf … (mainbook)
Von Blankenese bis Bergedorf: Die Altmeister zeigen uns Hamburg aus einer ganz neuen Perspektive.
…dass sich Andreas Hüttner langes Vorgeplänkel spart und gleich zur Sache kommt. Nach kurzer Einführung schreiten die drei betagten Neu-Kriminellen bereits zur ersten Tat. Dabei scheuen sie kein Risiko und auch die Beute darf nicht zu gering sein, der ganze Aufwand soll sich ja schließlich lohnen! Humorvoll und irgendwie mitten aus dem Leben.
Welche Herausforderung würde es für die drei Freunde sein, gemeinsam einen Coup auszuhecken? Nicht einfach nur ein Ding drehen, sondern das perfekte Verbrechen planen! Passieren konnte ihnen ja ohnehin nichts – alt, unbescholten und haftunfähig wie sie waren.
Die Altmeister