Wie geht man mit Trauer um? Was sind Irrglauben, wenn es um Trauer geht und wie kann man Trauer auch anders denken? Das Thema Trauer ist ein Thema, was uns alle betrifft – aber über welches immer noch zu wenig gesprochen wird. Und wenn es Thema ist, ist es meist schwer und belastend. Doch Trauer muss nicht immer Schwarz oder Weiß gedacht sein – sondern kann auch bunt und kreativ ausgelebt werden – und darf gerne Platz einnehmen. Das geht bei „Vergiss mein Nie“ in Eimsbüttel – einer Trauerberatung und kreativen Erinnerungswerkstatt in einem. Wir haben Anemone und ihrem Team einen Besuch abgestattet und durften ganz viel zum Thema Trauer und dem Umgang mit diesem lernen.
Als Gründerin Anemone vor 13 Jahren von einer Beerdigung kam, war sie schockiert davon, wie schwarz und lieblos Trauerkarten an die verstorbene Person, sowie der Trauerprozess an sich abgelaufen ist. Die Karten wirkten wie Staubfänger, die man sich nicht gerne anschaut, womit Erinnerungen an die Person schnell verfliegen. Und warum muss alles in schwarz gehalten sein – geht das nicht auch schön? Aus diesem Erlebnis entstand die Idee für „Vergiss mein nie“, die Trauer in etwas Schönes verwandeln und Erinnerungen an verstorbene Personen in Form von Schätzen festhalten möchte.
Anemone ist studierte Kommunikationsdesignerin und somit liegt die Art, Probleme und Themen mit etwas Kreativem zu verarbeiten, in ihrer Natur. Ein Teil von „Vergiss mein Nie“ sind die zahlreichen kreativen und farbenfrohen Trauergeschenke, die Trauernden auf eine bunte Art Mut machen und Kraft schenken sollen. Sobald wir das Studio von Anemone und ihrem Team betreten haben, sind uns auch diese bunten Farben und die liebevolle Einrichtung aufgefallen. Auf den ersten Blick lässt sich nicht erahnen, dass man hier das Thema Trauer behandelt. Von „Seed-Bombs“ in Form von Tränen, die man in die Erde steckt und Blumen draus wachsen und so an eine verstorbene Person erinnern, bis hin zu Bildern und Karten, die das Thema Trauer thematisieren. Wir waren ganz fasziniert davon, wie unterschiedlich Trauer hier kreativ verarbeitet wurde.
Das, was hier passiert ist […] der Glaube daran, dass Kreativität die Welt rettet – immer wieder. Also deine kleine, persönliche – aber auch die Große.
Anemone Zeim über die Wirkung von Kreativität im Trauerprozess.
Das Wappentier von „Vergiss mein Nie“ ist das Trauermonster. Auf ganz unterschiedlichen Karten wird mit dem Monster die Trauer und die vielen Gefühle, die mit der Trauer einhergehen, auf bildliche Art verständlich dargestellt. So kann Trauer manchmal wie ein schweres Monster auf einem liegen oder will einfach nicht verschwinden. Das Trauermonster soll aber nicht gruselig sein – im Gegenteil! Am Anfang könnte man das vielleicht denken, jedoch hat es auch eine liebe Seite und hilft so, Trauer besser zu verstehen.
Neben den kreativen Geschenken ist ein ganz großer Teil von Anemone und ihrem Team die unterschiedlichen Gruppenveranstaltungen und Themenabenden, die regelmäßig stattfinden. Vor Ort oder per Zoom kann so jeder passend zu seinem Trauerthema eine Veranstaltung finden. Trauer kann ganz unterschiedlich aussehen und muss nicht immer mit dem Tod einer Person oder eines Tieres zusammenhängen. So findet zum Beispiel einmal im Monat die Gesprächsgruppe „Trauern ohne Tod“ statt. Denn auch vergangene Lebensabschnitte, Kontaktabbrüche zu nahestehenden Personen oder eigene Verluste können genauso Trauerschmerz auslösen, weshalb in der Gruppe Raum zum Teilen gegeben wird. Auch findet ihr Gruppen zu folgenden Themen:
Mit der Tiertrauergruppe ist „Vergiss mein Nie“ die einzige Trauerberatung in Deutschland, die sich auf diesen Bereich spezialisiert hat.
Anemone und ihr Team bilden auch professionelle Trauerbegleiter:innen in ihrem Studio aus. Hier findet ihr mehr Infos dazu:
„Ich glaube es gibt drei große Irrtümer über Trauer“, erzählt Anemone. Der erste Irrglaube sei demnach, dass viele denken, dass der Trauerprozess mit der Beerdigung zu Ende sei. „Das dauert ein bisschen länger und ist ein bisschen komplexer“, erzählt Anemone schmunzelnd. Der zweite Irrglaube betreffe das Thema ‚Loslassen‘. „Niemand muss irgendjemand loslassen“, sagt Anemone, und ergänzt: „Behalte bitte deine Verstorbenen im Herzen – loslassen bitte nur die Zukunft, die gemeinsam geplante.“ Der dritte Irrglaube sei für Kollegin Anne, dass viele denken, dass es schlimm sei, die betroffene Person auf das verstorbene Wesen anzusprechen. „Die meisten Menschen finden es ganz toll, wenn man wieder über das verstorbene Wesen sprechen kann und es einen Platz bekommt“.
Wir haben gelernt, dass Trauer nicht einem bestimmten Schema folgt und sich auch nicht zeitlich begrenzen lässt. Das Ziel von Anemone und ihrem Team ist es, dass jede trauernde Person auf individuelle Art bei ihrem Trauerprozess unterstützt wird – und das kann je nach Person ganz unterschiedlich aussehen und dauern.
Wie lange dauert Trauer? Sie dauert einfach so lange, wie sie dauert.
Anemone Zeim
Solltet ihr „Vergiss mein Nie“ brauchen oder einfach nur stöbern wollen, dann gibts hier alle nötigen Adressen: 🫶🏼
Adresse:
Eimsbütteler Chaussee 71,
20259 Hamburg