Vater, Künstler & Brand Ambassador – das alles und noch so vieles mehr ist Marcel Baumann. Wie er das alles unter einen Hut bekommt? Tja, das fragt er sich auch. Wir durften für ein paar Stunden in seine bunte Welt eintauchen und haben mit ihm über seinen spannenden Weg in die Malerei geschnackt.
Wir sprechen mit kreativen Köpfen und mutigen Macher:innen – Menschen, die unsere Stadt mit ihren Ideen, Projekten und Visionen noch ein bisschen toller machen. In ihren vier Wänden erzählen sie uns, was sie antreibt, was sie sich wünschen und warum sie sich in Hamburg so wohlfühlen. Ready für ein bisschen Klönschnack? Dann los!
Ich kämpfe mich durch das typische Hamburgwetter und erreiche durchnässt die heiligen Hallen der Qvartr Gallery in Altona. Meine Augen suchen die Galerie nach Marcel Baumann ab. Freundliches Stimmengewusel zieht mich um die Ecke und schon bin ich da – in Baumanns Künstlerparadies. Marcel Baumann oder kurz Baumann, wie er von Freunden genannt wird, steht mitten in seinem kunterbunten Atelier und lugt aus einer Traube von Menschen hervor. Mit einem breiten Lächeln empfängt er mich in seinem kunterbunten Atelier und lässt uns in seine spannende Welt eintauchen. Kommt ihr mit?
Die Qvartr Gallery hat das Zeug dazu, zum Lieblingsort für Künstler:innen und Kunstinteressierte zu werden! Der riesige Raum, der mal ein Verkaufslager für Mode war, ist nun zu einer richtig coolen Kombi aus Galerie und Atelier geworden. 11 Künstler:innen haben sich hier niedergelassen, um sich untereinander auszutauschen, sich gegenseitig zu supporten und zusammenzuarbeiten – eine kleine Künstler:innen-Family sozusagen!
Baumanns Künstlerwelt bereitet sich in einem kleinen Raum, der vielleicht um die 15 Quadratmeter groß ist, vor mir aus. Gar nicht mal so riesig, aber hier steckt einiges drin. Kaum eingetreten, packt mich die Neugierde und ich beginne den Raum zu erkunden. Und was soll ich sagen? Marcels Atelier erzählt Geschichten! Baumann hat sich hier mit einer Mischung aus „Künstlerchaos“, bunten Farben, Chillout-Area und nicht zu vergessen seinen Lieblingsdrinks einen ganz persönlichen Rückzugsort geschaffen. Schränke voller Tuben und Pinsel hier und ein Superbock-Kühlschrank da. Das krönende Highlight sind seine Bilder, die die Wände schmücken und einen Einblick in seine Kunst-Vielfalt und die Entwicklung seines Stils geben.
An einer Wand lehnt ein 1,80 Meter breites Bild, das schon wegen seiner Größe immer wieder meine Blicke auf sich zieht. Wie malt man nur so ein großes Bild? Baumann erzählt, er habe es im Liegen gemalt. Nein, nicht, was ihr jetzt denkt! Das Bild lag und Baumann stand – nicht umgekehrt! An einer anderen Wand hängen drei Bilder, die verschiedene Farbverläufe zeigen. Ich kann es nicht beschreiben, aber wenn ich seine Bilder betrachte, bekomme ich sofort gute Laune. Seine Bilder bringen einen, wenn auch nur unterbewusst, zum Lächeln. Ich würde mich sogar auf einen Versuch einlassen und wetten, dass Baumann durch seine Bilder die Stimmung der Betrachter:innen eindeutig verbessert! Eines seiner Werke hat mich besonders beeindruckt: Es wirkt, als würden die Gelb-, Blau-, Grün- und Rosatöne gegen die Gravitation von unten nach oben verlaufen. Das Bild strahlt eine bestimmte Kraft aus und ist in Bewegung, aber mit dieser Farbkombi auch in Balance. In Gedanken stelle ich mir das Kunstwerk schon in meiner Wohnung vor. Jap – passt!
Bei allen Bildern, die ich male, weiß ich, wo sie hängen könnten.
Marcel Baumann
Malerkittel? Ramponierte Klamotten? Nix da! Baumann malt in seinem Künstleranzug, der quasi schon selbst zu einem eigenen Kunstwerk geworden ist und griffbereit in seinem Atelier hängt. Für ihn ist sein Anzug ein absolutes „Wohlfühlding“. Nebenbei gibt’s dann noch guten alten 2000er R’n’B und Hip-Hop und schon schwingt er seine Pinsel. Seine Auswahl an Farbkombinationen entstehen unterbewusst durch aktuelle Eindrücke und Gefühlslagen. Eins ist allerdings klar: Trist wird’s nie!
Marcels Kunst ist bunt, abstrakt und dekorativ. Das sagt er so auch ganz bewusst und setzt sich somit von Künstler:innen ab, die über diesen Aspekt der Kunst oftmals nicht sprechen möchten – aber was ist verwerflich an diesem Gedanken? Muss hinter jedem Kunstwerk eine lebensverändernde Story stecken? Hängen wir nicht oft Bilder in unseren Wohnungen auf, weil wir sie einfach schön finden? Und schöne Dinge sind eben oftmals dekorativ. Baumann sieht eine leere Leinwand wie eine neue Wohnung, die er mit seinen Pinselstrichen bezieht und gestaltet. Skizzen macht er sich vorher nicht. Die Farben verlaufen schließlich eh, wie sie wollen. Das Ergebnis nach einer nächtlichen Malaktion überrascht Baumann oft selbst am nächsten Morgen.
Marcels Lieblingsort für sensationelles Frühstück ist übrigens das Rainer Schneider in Eimsbüttel. Die Eggs Benedict sind die allerbesten in ganz Hamburg und eignen sich auch perfekt für den ein oder anderen Katerbrunch.
Und wie kam Baumann jetzt überhaupt zur Kunst? Das ist eine verrückte Geschichte! Als Kind hätte sich Marcel selbst nicht vorstellen können, dass er irgendwann mal in der Kunstszene landen würde. Aber so kommt’s – unerwartet, aber heftig! Als er wegen einer Operation sechs Monate krankgeschrieben wurde und die Langeweile kickte, kaufte sich Baumann drei Leinwände in verschiedenen Größen, ein paar Farben und malte einfach drauf los. Nach seiner ersten Leinwand ging alles ganz schnell. Die ersten Freund:innen waren von seinem Kunstwerk im Wohnzimmer geflasht und wollten auch so ein Bild. So kam er zu seinem ersten Auftrag.
Ich habe einfach weitergemalt und jetzt sitze ich hier – in meinem eigenen Atelier.
Marcel Baumann
Ein halbes Jahr nach seinem ersten verkauften Kunstwerk begann Baumann damit, Bilder seiner Kunst auf Instagram zu posten. Und dann ging es los – die Anfragen trudelten nur so ein! Die DMs mit: „Was kostet das?“ und „Das hätte ich gerne!“ wurden mehr und mehr und auf einmal entwickelte sich ein richtiges Business daraus. Marcels Instagram-Account ähnelt einer digitalen Galerie, die keine öden Bilder zeigt, sondern Baumanns Kunst und ihn selbst in all seinen Facetten. Auf seinem Account wird’s echt nicht langweilig, es ist immer was los! Wir bekommen Einblicke in die Entwicklung seiner Kunst, aber auch in sein Family- und Barleben. Eben in alle Puzzleteile, die Baumann zu dem machen, der er ist. Dass Social Media nicht nur Friede, Freude, Eierkuchen ist, sieht Baumann auch. Es ist etwas anderes, wenn man als Kind mit Instagram aufwächst und schon in jungem Alter dem ständigen Vergleich mit anderen ausgesetzt ist. Marcel geht das ganze Instagram-Game entspannter an, macht einfach sein Ding und lässt sich dabei auch nicht so schnell beirren.
Eine leere Leinwand ist für einen Künstler das Schlimmste, das es gibt!
Marcel Baumann
Baumann ist ein echtes Nordlicht. Geboren in Hamburg, aufgewachsen in Geesthacht, hat ihn seine Hamburg-Liebe nie verlassen und kaum als er seinen 18. Geburtstag feierte, wieder in die Hansestadt gelockt. Gefühlt hat er schon in jedem Stadtteil gewohnt, aber in Eimsbüttel fühlt er sich jetzt so richtig wohl. In seinem Lieblingsviertel wohnt er mit seiner Frau und seiner kleinen Tochter und genießt die perfekte Mischung aus Entspannung und Stadtleben. Auch wenn die Kleine sein Leben ganz schön auf den Kopf stellt und ihm nicht mehr so viel freie Zeit zum „einfach mal die Füße hochlegen“ bleibt, genießt er schon das ein oder andere Mal einen Flatwhite im Thirdroom, einem seiner Lieblingscafés.
Nach seiner Ausbildung zum Hotelfachmann hatte sich Baumann eigentlich geschworen, keinen Fuß mehr in die Gastroszene zu setzen. Aber er war jung und brauchte das Geld und landete plötzlich als Bartender hinter einer Bar. „Das war das Beste, was mir passieren konnte!“, sagt Baumann, der die Szene ordentlich aufgemischt hat. Ein Wettbewerb im Flaschenwerfen hier und die Eröffnung einer seiner Lieblingsbars „Le Lion“ da – Baumann leibt und lebt das Barleben! Aus seiner Bartender-Zeit hat sich dann sein Job als Bacardi-Ambassador entwickelt.
Bombastische Atmosphäre und abgefahrene Drinks! In der Puzzle Bar in der HafenCity reicht ein Besuch nicht aus, um euch durch die außergewöhnlichen Drinks zu probieren. Marcel empfiehlt euch, einfach mal in der Bar vorbeizuschauen und die gute Aussicht mit dem ein oder anderen Cocktail zu genießen.
Seinen Job als Bacardi Ambassador macht Baumann auch heute noch. Nur kam jetzt noch eine Kleinigkeit mit dazu, die sein Leben komplett umgekrempelt hat. An dem Funkeln in seinen Augen, wenn er über seine Tochter spricht, können wir nur erahnen, wie sehr er sie liebt. Auch wenn es nicht immer leicht ist, schiebt er für sie gerne mal eine Nachtschicht im Atelier und tauscht Auskatern am Morgen gegen einen Power-Nap am Nachmittag ein. Aber schon mit der magischen 30 hat sich Baumanns Lebensstil etwas verändert. Aus langen Nächten in Clubs und Bars wurden langsam immer mehr Wein- und Kochabende mit guten Freund:innen. Bergab ging es nie! Das Leben ändert sich einfach und man fängt an, Sachen anders schätzen zu lernen. Je älter man wird, desto mehr wird man sich seiner Lebenszeit bewusst und setzt seine Prioritäten anders. Klar, der schnelle Kater nervt, aber so ein Abend mit einer guten Flasche Wein und alten Freund:innen kann einem so viel geben.
Upps, wie spät ist es schon?! Ich könnte jetzt auch noch auf der Couch sitzen bleiben und mit Marcel weiter über Gott und die Welt schnacken. Die Power, mit der er Chancen wahrnimmt und einfach sein Ding macht, ist richtig ansteckend. Gleich zu Hause muss ich mich auch mal wieder ans Malen setzen oder doch für einen „Baumann“ den ein oder anderen Euro beiseitelegen?! Stellt euch mal euer Zuhause mit einem Kunstwerk von Marcel Baumann vor – hätte schon was, oder? Bei seiner nächsten Ausstellung bin ich auf alle Fälle mit dabei und ihr?
Am Wochenende vom 14. und 15. April schmeißt die Qvartr Gallery ihre lang ersehnte Eröffnungsfeier. Macht euch auf den Weg nach Altona und bestaunt mit einem Drink in der Hand die Kunstwerke von Marcel Baumann und weiteren Künstler:innen.