XeÔm - Eatery Die Straßenküchen Hanois im Karoviertel

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Wer schon mal in Vietnam war, hat bisher vergeblich nach einer vergleichbaren Küche in Hamburg gesucht. Die Suche könnt ihr einstellen: Geht ins Xeom, bestellt eine Pho und taucht ein in die quirligen Straßen Hanois.

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Herzlich willkommen!

Traditionelle Küche

„Tuut, tuut“, hupen die Motorradtaxis in Vietnam, äh natürlich im Karoviertel. Zumindest, wenn man mit ein bisschen Fantasie die Treppen ins quirlige Xeom hinunter geht. Vorsicht! Die Flammen brennen auf Hochtouren, die Woks werden umher geschwenkt, der Service wuselt sich durch die Tische, vorbei an den Gästen mit Schüsseln voll heißer, dampfender Suppe. Wir stehen fast direkt in der Küche. Es ist eng und auch hektisch, aber organisiert. Auf den Edelstahlregalen türmen sich die Suppenschüsseln, denn hier sollte man vor allem eins essen: Pho – eine traditionelle vietnamesische Nudelsuppe mit Rindfleisch, Zwiebeln und Koriander, die zu den besten Hamburgs zählt. Wenn nicht sogar DIE Beste. So will das der Besitzer Long aber nicht stehen lassen, er korrigiert mich prompt: „Das ist eigentlich Geschmackssache.“ Wie sympathisch bescheiden.

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Ist das wirklich Hamburg?

Ein Familienbetrieb

Wir werfen einen Blick ins „Esszimmer“: Huch, ist hier noch Baustelle oder warum hängen kreuz und quer Stromkabel an der Decke? Nein, das soll sogar so sein, erklärt uns Long. Die ganze Eatery soll an eine stinknormale Seitenstraße in den Gassen Hanois erinnern. Da kommen Long und seine Familie übrigens her. „Wir sind ein klassischer Familienbetrieb“, verrät uns Long. „Die Rezepte sind von Mama, mein Onkel kocht und meine Schwester hilft auch mit.“ Der Rest der Truppe kommt aus Vietnam, die sind aber keine Verwandten, sondern Freunde.

Alte Familienrezepte

Eine Freundin der Familie, My, erklärt uns daher auch aufs Stichwort die Speisekarte: Nudelsuppen, lauwarme Reisnudelsalate, Sommerrollen und herrlich selbstgemachte Limonaden sind nur eine Auswahl. My empfiehlt uns natürlich eine Pho, aber nicht irgendeine, sondern ein altes Rezept von Longs Mama. Die Pho Ap Chao ist so ein altes Relikt aus Hanoi. Das Besondere? Das fein geschnittene Rinderfilet wird kurz mit Pak Choi, eine milde Kohlart aus Asien im Wok geschwenkt. Normalerweise wird das Fleisch nur in die heiße Brühe getunkt. Die Brühe ist übrigens so gut, dass sich ein cremiger, weicher Film über die Lippen schmiegt. Sie ist wuchtig und vollmundig mit ihren feinen Aromen nach Zimt – voll Umami einfach.

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Die Hall of fame der Motorradtaxis

Ein vietnamesischer Touch

Xeom heißen übrigens die Motorradtaxis in Vietnam. Die Küchenzeile ist voll von Motorradschildern aus Vietnam, an den Wänden kleben Tapeten mit den klassischen Xeom. Für die Vietnamesen sind die Motorradtaxis Kultur, sie bewegen sich damit fort, ohne sie würden sie nicht durch die engen Gassen der Städte kommen. Long und seine Familie wollten das Straßenleben Hanois in einen kleinen Laden quetschen. Streetfood-Style eben. Das ist ihnen gelungen. Egal zu welcher Uhrzeit man in die Eatery kommt, sie ist immer proppenvoll. Mittags kommen die Mitarbeiter aus den Werbeagenturen, nachmittags junge Familien und abends einfach Hungrige. Wenn der Service mal hungrig wird, mischt er sich auch mal unter die Gäste. Nach Mys großartiger Beratung, sehen wir sie später auf einem Plastikhocker an einem der Tische sitzen und eine Pho schlürfen. So gehört sich das!

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Die Pho Ap Chao – unvergleichlich!

Das perfekte Essen für kalte Tage

Zuvor hat sie uns aber verraten, dass wir unbedingt Chao, also traditionellen Reisbrei probieren müssen. Den isst man eigentlich, wenn es kalt ist oder man kränkelt. Gut, dass ich gerade etwas erkältet bin. Und gut, dass My uns den Reisbrei empfohlen hat, wir hätten ihn nie bestellt. Chao ist wie Porridge, nur herzhaft. Der Reis wird mit gelben Bohnen in Hühnerbrühe gekocht, bis eine sämige Konsistenz entsteht. (Denkt ja nicht an süßen Milchreis!) Es braucht nur zwei Löffel davon und wir sind überzeugt. Dazu gibt es ein weiteres Highlight: Quay – eine Art frittiertes Hefegebäck, das man auch zu Suppen isst – vergleichbar mit schwäbischen Backspätzle. Eine Gemeinsamkeit?

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Der Absacker: vietnamesischer Kaffee

Die Mischung machts

Sommerrollen mit Garnelen, Mango-Apfelsalat und lauwarmer Reisnudelsalat mit frittierten Frühlingsrollen sind fast schon Klassiker und gehen immer. Wer sich aber traut, probiert die Specials: knusprig frittierte Ramennudeln oder „Sweet & Beefy“, mariniertes Rinderfilet mit Süßkartoffelpommes. „Das ist nicht vietnamesisch, sondern eingedeutscht“, verrät uns My mit einem Augenzwinkern. 

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Auch draußen herrscht Vietnam-Feeling

Nachtisch geht immer

Zu jedem Gericht stellt uns Long neue Saucen dazu: Chili-Knoblauch, Fischsauce, Hoisinsauce oder Chiliflocken. Wir sollen uns durchprobieren. Das tun wir auch. Wir fühlen uns gut umsorgt. Als „Absacker“ gönnen wir uns einen vietnamesischen Kaffee, den gibt es kalt und warm mit gesüßter Kondensmilch. Wir gehen die Treppen wieder hinauf, hören noch das Klappern der Woks und sind wieder auf den stinknormalen Straßen Hamburgs.

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Stromkabel an der Decke – so wie in Hanoi