Ach Hamburg, du tust mir leid. Alle hacken auf dir rum, motzen über dein Wetter, ziehen mies gelaunt die Regenjacke über, wenn es hier mal wieder stürmt und schüttet. Ich finde dein Schietwetter gar nicht so schlimm – viel schlimmer finde ich, dass so viele Hamburger ständig darüber schimpfen. Mensch Leute, beruhigt euch doch alle mal wieder und freut euch an all den anderen schönen Dingen in der schönsten Stadt der Welt!
Anna liebt Hamburg. Und trotzdem gibt es Sachen, die sie an der schönsten Stadt der Welt nicht ganz so schön findet. Hier motzt und kotzt sie regelmäßig ab.
Für mich gehören Hamburg und Schietwetter zusammen. Ich finde, es gibt Schlimmeres als hohen Niederschlag und niedrige Temperaturen. Ihr könnt mich jetzt ein kleines Naivchen nennen. Ihr könnt euch aber auch einfach meine fünf Gründe für mehr Regen-Toleranz anhören und vielleicht mal drüber nachdenken, ein bisschen weniger zu haten.
Wer von euch Motznasen dachte denn allen Ernstes, dass hier karibische Temperaturen und Sonnenschein all-year-round herrschen? Ich glaube, kaum ein anderer Ort auf der Welt ist so sehr für Regen bekannt wie Hamburg. Ihr kennt den Deal, also hört verdammt nochmal auf, euch darüber zu beklagen. Oder kehrt der Stadt eben den Rücken, wenn ihr es hier absolut nicht aushaltet. Wer aber nur meckert und nichts ändert, dem ist einfach nicht zu helfen.
Wer beim kleinsten Schauer sofort in den Flieger steigt, um der Sonne hinterher zu reisen, tut auch nicht unbedingt was für ein stabiles Klima. Da braucht man sich nicht über 13 Grad und Dauerregen im Hochsommer wundern. Das Wetter spielt verrückt – und wir sind daran ganz bestimmt nicht komplett unschuldig.
Hey Hater, findet ihr es nicht ein bisschen ironisch, pampig den Regenschirm im Büro abzustellen und wenig später die Rain Sounds auf Spotify anzuschmeißen? Ihr alle liebt das Geräusch von Regen, das beruhigende Plätschern, das dumpfe Abprallen der Tropfen auf der Scheibe. Also hört auf mit eurer komischen Doppelmoral.
Ach ja, wo wir gerade bei Büro sind: Die meisten von uns arbeiten gut abgeschirmt vom gnadenlosen Pisswetter. Wer nicht gerade den ganzen Tag draußen verbringt, hat meiner Meinung nach gar keinen Grund zu mosern.
Ich geb’s zu: Über das Wetter zu reden ist das Beste, was man tun kann, um einen Smalltalk zu retten. Und gleichzeitig das Schlimmste. Denn damit durchschaut euer Gegenüber sofort, dass euch nichts anderes einfällt. Wenn ihr also kein ernst zu nehmendes Gesprächsthema habt, haltet lieber die Klappe.
Anders als mancher Miesepeter denken mag, regnet es hier nicht 365 Tage im Jahr. Stattdessen blühen im Frühjahr die Kirschblüten an der Alster, im Sommer rennt alle Welt ins Freibad, im Herbst gibt’s Äpfel im Alten Land und im Winter kann man mit ganz viel Glück sogar Schlittenfahren am Elbberg. Und das ist doch der Hammer! Unser Jahr wird in vier Phasen unterteilt, in denen wir ganz verschiedene Dinge tun können.
Wie boring wäre es, wenn hier einfach jeden Tag 25 Grad und Sonnenschein herrschen würden? Sehr boring, glaubt mir! Denn jeder, der über den Winter schon mal in Australien war, freut sich, wenn er hier endlich wieder die dicken Wollpullis raus kramen kann.
Und nun zurück zu dir, liebes Hamburg. Ich steh zu dir und deinem Wetter. Auch wenn es manchmal kacke ist. Wenn es meine weißen Sneaker ruiniert, mich klatschnass zur Arbeit kommen lässt und mir einen Strich durch meine Ausflugsplanung macht. Denn ohne deinen Regen wärst du nicht das, was du bist – die schönste Stadt der Welt, die gleichzeitig so trist und grau sein kann.
Der Deutsche Wetterdienst zählt sowohl für Hamburg als auch für München durchschnittlich 133 Regentage im Jahr. Mit knapp 970 Litern pro Jahr und Quadratmeter regnet es in München sogar mehr als in Hamburg mit 770 Liter. Noch ein Grund, nicht so viel zu jammern.
Quelle: Focus