Wenn ich mich so in meinem persönlichen Umfeld umschaue, dann ist es manchmal erschreckend, wie sehr sich alle ähneln: Ich bin umgeben von Menschen, die Yoga machen, weiße Sneaker tragen, Töpferkurse besuchen, Bücher von Margarete Stokowski lesen und die Skincare-Influencer:innen auf Instagram folgen. Gefühlt verfolgen alle die gleichen Hobbys, tragen die gleichen Klamotten, lesen die gleichen Bücher, hören die gleichen Podcasts, reisen an dieselben Urlaubsorte. Alle sehen gleich aus, alle haben politisch ziemlich genau die gleiche Meinung. Und auch ich selbst kann mich nicht der Tatsache entziehen, dass ich Teil dieser homogenen Masse bin.
Für dieses Phänomen fand der Soziologe Pierre Bourdieu schon vor mehreren Jahrzehnten einen Begriff: den „Habitus“. Darunter versteht man Gewohnheiten, Produkte und einen Lebensstil, die jemanden als Angehörigen einer bestimmten sozialen Gruppe kennzeichnen. Heute würde man vielleicht sagen: Wer nur mit gleichgesinnten Menschen umgeben ist, die im Prinzip ein Spiegelbild der eigenen Ansichten und Angewohnheiten sind, lebt in einer „Bubble“. Die Frage ist nur: Wie erstrebenswert ist das?
Mit der eigenen Bubble ist es ja zunächst ziemlich genau so wie mit der Komfortzone: Befindet man sich darin, dann fühlt es sich eigentlich ganz angenehm an – denn innerhalb der eigenen Bubble vertreten ja alle ziemlich genau die gleichen Meinungen und es gibt dementsprechend wenig Raum für Reibungen oder Auseinandersetzungen. Noch dazu vermitteln uns Bubbles ein Gefühl der Zugehörigkeit und sind in gewisser Weise auch identitätsstiftend, denn wir fühlen uns als Teil einer Gruppe, in der wir die Regeln kennen, in der wir akzeptiert werden.
Gleichzeitig haben wir uns wahrscheinlich nie bewusst dafür entschieden, Teil einer Bubble zu werden. Denn Bubbles ergeben sich natürlich, allein schon durch Faktoren wie unsere Sozialisierung. Auch die sozialen Medien und Algorithmen haben sicherlich einen verstärkenden Effekt auf die Bildung von Bubbles. Der Autor und Unternehmer Eli Pariser brachte erstmals den Begriff der „Filterblase“ ins Spiel, mit der er das Phänomen beschrieb, dass User:innen im Internet durch den Algorithmus nur noch das zu sehen bekommen, was ihre eigenen Ansichten und Interessen bestärkt. Es mag also gar nicht leicht sein, sich der eigenen Bubble zu entziehen. Trotzdem bin ich davon überzeugt, das wir es häufiger versuchen sollten.
Denn ein zu homogenes Umfeld tut uns nicht gut. Wer immer nur nach Bestätigung in den eigenen Überzeugungen und Ansichten sucht, schottet sich nicht nur von anderen Weltbildern und Meinungen ab, sondern wird auch intolerant gegenüber allem, was nicht der eigenen Realität entspricht. Wir füttern unsere eigenen Wertevorstellungen mit Informationen und Argumentationen, die wir in unserer eigenen Bubble aufgesaugt haben. Das macht uns blind für andere Lebensrealitäten und lässt uns den Weitblick für so viele andere interessante Meinungen und Lebensweisen verlieren. Wir sollten uns daher immer eine gewisse Offenheit für Gespräche und Begegnungen mit Menschen aus beispielsweise anderen Altersgruppen oder anderen sozialen Schichten bewahren. Oder sie sogar aktiv suchen. Nur: Wie macht man das am besten?
Es liegt ganz an uns, wie häufig wie unsere eigene Filterblase im Alltag verlassen wollen. Und wenn wir mal ehrlich sind: ganz einfach ist es auch nicht – schließlich haben die meisten Menschen schon ihr festes Umfeld, sehen regelmäßig die gleichen Menschen und haben feste Routinen. Ein bisschen Aufwand und Wille ist also schon gefragt, wenn man mit anderen Menschen in Berührung kommen möchte. Doch in einer so bunten Stadt wie Hamburg gibt es so viele unterschiedliche, spannende Menschen, die man kennenlernen kann. Und wenn wir uns nur wirklich darauf einlassen, dann warten da draußen ganz viele schöne und inspirierende Begegnungen auf uns.