Hamburg und Kaffee – das ist eine Lovestory. Wir sind dieser Liebesgeschichte gemeinsam mit der Stiftung Historische Museen Hamburg auf den Grund gegangen und haben herausgefunden, warum es nicht immer rosig lief, welche Höhen und Tiefen der Bohnenhandel durchmachte und wann das erste Kaffeehaus an der Elbe eröffnete. Macht euch bereit für ein Drama in vier Akten!
In unserer neuen Serie gehen wir zusammen mit der Stiftung Historische Museen Hamburg auf Zeitreise – und finden für euch heraus, warum unsere Hansestadt heute so ist wie sie ist. Ein bisschen wie früher im Geschichtsunterricht, nur ohne, dass ihr Jahreszahlen auswendig lernen müsst. Los geht’s!
Der Anfang der Hamburger Kaffeekultur war vor allem eines: bitter. Echten Bohnenkaffee gönnte man sich nämlich nur selten, meist gab es nur ein Gebräu aus Getreide, Wurzelzichorie oder Eicheln. Erst 1871, als Brasilien unabhängig von Portugal wurde und die „Hamburg-Südamerikanische Dampfschifffahrtsgesellschaft“ – kurz Hamburg-Süd – gegründet wurde, konnten regelmäßig Dampfer zwischen Hamburg und Südamerika verkehren und den Kaffee in großen Mengen in die Hansestadt bringen.
1677 – und damit acht Jahre früher als in Wien, wurde in unserer Hansestadt an der Elbe das erste Kaffeehaus eröffnet. Dort waren damals übrigens nur Männer erlaubt.
So richtig rund ging’s dann erst ab 1900. Im Kaiserreich mauserte sich Hamburg zur aufblühenden Handels- und Hafenmetropole, in der Kaffee ohne Ende über den Tresen ging. Zum Beispiel in den gesamten Ostseeraum, das Habsburger Reich, den Berliner Raum, Schlesien oder das sächsische Industrierevier.
Hauptschauplatz dieser florierenden Geschäfte war die Speicherstadt, genauer gesagt der Sandtorkai mit seinem Block O. In dieser sogenannten „Kaffeebörse“ wurden nicht mehr die neuesten Ernten und vorhandenen Lagerbestände verkauft, sondern Termingeschäfte gemacht. Zu Deutsch: Man legte den Preis bei Vertragsabschluss fest und lieferte erst später. Damit war Hamburg ein echter First Mover, denn das gab es so bisher nur in New York und Le Havre!
Prozent des weltweiten Kaffeemarktes kontrollierte Hamburg bereits um 1900.
Tonnen Rohkaffee wurden 1913 umgeschlagen.
Prozent dieser Menge wurde ins Ausland exportiert.
wurde der Block O in der Speicherstadt eröffnet – das Zentrum des Kaffeehandels.
Ein paar Jahre später war es dann aus mit der rosigen Romanze von Hamburg und dem Kaffeehandel. Mit dem Ersten Weltkrieg kam die Inflation – und gingen die Handelsflotte und der Besitz von Kaffeeplantagen im Ausland. In der NS-Zeit wurde zwar Kaffee getrunken, allerdings wurde der Markt rigide kontrolliert und „arisiert“, um jüdische Firmen zu verdrängen. Und nach 1945 lag alles in Trümmern. Auch die Geschäftsbeziehungen der Hamburger Kaufleute. Denn im Osten war Sozialismus, Magelwirtschaft und Kaffee als Luxusgut angesagt.
1956 dachte man dann voller Hoffnung „Kaffeehandel is back!“, bevor man feststellen musste, dass es einfach nie wieder so werden würde wie früher. In der neuen Kaffeebörse wurden weniger Verträge geschlossen und die mittelständischen Röstereien aus Hamburg verloren am Weltmarkt an Bedeutung. Heute ist Hamburg zwar wieder Europas führender Umschlagplatz für Rohkaffee, der Handel wird aber nur von wenigen großen Playern dominiert. Doch in einem Punkt sind wir mittlerweile wieder weltweit in der Spitzengruppe: dem Pro-Kopf-Verbrauch von Rohkaffee – der liegt in Deutschland nämlich bei 7,3 kg pro Jahr.
Die Stiftung Historische Museen Hamburg (SHMH) ist eine der größten stadt- und regionalgeschichtlichen musealen Einrichtungen Europas. Die Museen repräsentieren die Geschichte Hamburgs und seines Umlandes – von ihren Anfängen um 800 bis zur heutigen HafenCity, vom Hafenarbeiter bis zum Großbürgertum.
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