Wir alle kennen und lieben es: das kraweel. Deshalb haben wir uns aufgemacht, um cremigen Cappuccino zu genießen, uns ein ausgewogenes Frühstück zu genehmigen und um uns von den hausgemachten Limos erfrischen zu lassen. Wer das kraweel noch nicht kennt, der hat das Beste noch vor sich!
Verfolgt man das „Bäumchen-Wechsel-Dich“-Spiel der Gastronomiebetriebe auf St. Pauli, ist es kaum zu glauben, dass es das kraweel seit mittlerweile sechs Jahren gibt – und zwar in der gleichen Location, mit den gleichen Inhabern. Nick und Nina kennen sich von ihr Arbeit im Roosen, dort haben die beiden nämlich ursprünglich hinter der Bar gestanden. Deshalb war es eigentlich auch der Plan, eine eigene Kneipe zu eröffnen. Doch dann wurde die Fläche des heutigen kraweels frei und aus der Kneipe wurde ein Café. Wir würden sagen: eine goldrichtige Entscheidung.
Der Treffpunkt der St. Paulianer und aller Käsekuchenliebhaber befindet sich in der Paul-Roosen-Straße – eben Mitten im Herzen des schönen St. Paulis. Vor dem kraweel lädt die Terrasse zum Verweilen und Genießen ein. Auf bunten Bänken und Stühlen könnt ihr es euch hier richtig gemütlich machen und, eingemummelt in Decken, auch gern mal den Tag zum Abend werden lassen. Besonders romantisch: Dank der Markise kann euch selbst Schietwetter nichts anhaben!
Bevor wir in den Innenbereich eintreten, sind wir uns bereits einig: Im kraweel muss man sich einfach wohlfühlen. Wir drücken die gläserne Tür auf und stehen inmitten von Vintage-Möbeln, bunten Blumen und extravaganten Lampen. Besonders ins Auge springen uns die Stühle – der ein oder andere erinnert an die eigene Schulzeit. Handbeschriebene Tafeln, ein kleiner Tresen, feinst ausgesuchte Dekoration und ein unglaublich freundliches Team. Dass hier Herzblut und Persönlichkeit drin steckt, ist nicht zu übersehen.
Wer sich gefragt hat, was eigentlich im Roosen los ist: Das heißt jetzt Ginst Bar und gehört seit Neustem zum kraweel. Hat es doch noch mit der Kneipe – naja, wohl eher Bar – für Nick und Nina geklappt!
Wir setzen uns raus auf die Terrasse und halten einen Platz für Nick und Marlene frei. Bevor wir plaudern, werfen wir erst einmal einen Blick in die Karte des kraweel. Die ist zwar klein, aber sie hat es in sich! Wir entscheiden uns für das vegane und vegetarische Frühstück, ein italienisches Focaccia mit Tomaten, Käse und Rucola, ein klassisches Rührei und einen Joghurt mit Mangosorbet, garniert mit Müsli und einem Fruchtmix. Unsere Getränkewahl fällt auf Cappuccino mit Hafermilch und zwei der hausgemachten Limos – Ingwer-Zitrone-Orange und Basilikum. Ein Glück haben wir Hunger mitgebracht.
Während wir in unser Focaccia beißen – Mama Mia, schmeckt das nach Bella Italia – fragen wir Marlene, die euch seit 2014 hinter der Theke mit einem freundlichen Moin empfängt, was das kraweel für sie so besonders macht. „St. Pauli ist mein Zuhause! Ich wohne nur ein paar Gehminuten vom Café entfernt, mag die Leute, meine Kollegen und das Flair hier super gerne,“ schwärmt sie. Und genau dieses Gefühl macht für Marlene auch das Konzept des kraweel aus: Ein nettes Nachbarschaftscafé, in dem für jeden etwas dabei ist. Egal, ob vegan, vegetarisch, zur frühen Stunde zum Frühstück oder in der Dämmerung mit einem Weinglas in der Hand – hier ist man zu jeder Tageszeit richtig!
Uns wird ganz warm ums Herz bei so viel Heimatliebe. Wir brauchen Abkühlung. Erst mal einen großen Schluck Limo, Ingwer-Zitrone – so lecker! Aber du, Marlene: Was ist eigentlich das Skurrilste, das dir in fünf Jahren kraweel passiert ist? Marlene lacht erst mal herzlich und muss kurz überlegen – zugegebenermaßen ist es auch wirklich schwer, solche Geschichten auf Knopfdruck rauszuhauen. „Die lustigsten Geschichten erlebt man auf jeden Fall am Wochenende. Da steht hier fast immer ein Touri, im Winter auch gern im kurzärmligen Shirt, ohne Handyakku, ohne Freunde und zu betrunken, um sein Hotel zu finden. Da ist zwar Hilfe gefragt, lustig ist es aber trotzdem irgendwie.“
Wir haben es getan und es (für euch) herausgefunden: Das Wort „Krawehl“ stammt aus einem Gedicht von Loriot. Genau genommen ist es ein Fantasiewort. Wie auch immer: Aus „Krawehl“ wurde im Handumdrehen „kraweel“.
Jetzt, wo die ehemalige Roosen Bar auch zur kraweel-Familie gehört, hat auch sie einen neuen Namen verpasst bekommen: „Ginst“ stammt selbstverständlich ebenfalls aus einem Loriot Gedicht.
Das fluffige Rührei, das dank der Lauchzwiebeln den nötigen Kick bekommt, ist eines unserer Favorites aus dem kraweel. Wir belegen die frischen Brötchen mit verschiedenen veganen und vegetarischen Zutaten: Avocado, Käse, hausgemachte Marmelade oder Hummus. Dazu gibt es süße Melone und sahnigen Yoghurt. Yay! Die üppigen Frühstücksplatten stillen übrigens auch den ganz großen Hunger. Wer trotzdem Lust auf mehr hat, sollte sich eine der neuen Bowls bestellen. Ja, ihr habt richtig gehört: Im kraweel gibt es jetzt auch hausgemachte Bowls – juhu! Lover der israelischen Küche sollten unbedingt die mit Hummus, Couscous, Halloumi und Joghurt-Minz-Dressing probieren. Aber auch die asiatische Bowl mit Mie-Nudeln, Tofu, Erdnüssen und Koriander legen wir euch wärmstens ans hungrige Herz.
Seinen Kaffee bezieht das kraweel ausschließlich vom solidarischen Verein el rojito. Dieser unterstützt nicht nur unseren Kaffeegenuss, sondern auch einen fairen Handel. Das bedeutet: Direktimport des Kaffees, selbstständig geprüfte Produktionsbedingungen sowie Solidarität und Gerechtigkeit für jegliche Handelsprinzipien. Da bestellen wir direkt noch einen Kaffee und fühlen uns einfach nur pudelwohl!
Unser Besuch im kraweel endet damit, dass Marlene uns noch Käsekuchen für die Geheimtipp-Gang einpackt. Ins kraweel zu gehen, ohne den Käsekuchen gegessen zu haben, wäre auch wirklich eine Schande! Was wir bereits bei der Verabschiedung wissen: Unser nächster Besuch liegt nicht in allzu weiter Ferne – das kraweel ist einfach eine Perle zum Wohlfühlen ist.
Die Möbel finden ihren Weg aus aller Welt ins kraweel: ebay Kleinanzeigen, Stilbruch oder der Gebrauchtwaren-Laden von nebenan.
In der kleinen Küche wird wie wild gekocht und gebacken: Marmelade, Sirup, Kuchen, Limo, Couscous, Salate und noch so viel mehr macht das Team selbst.
Unbedingt den Ziegenkäsesalat, den himmlischen Käsekuchen und natürlich die frische Limo!