Mythen & Legenden der Hansestadt Mystisches Hamburg

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Vor vielen hunderten Jahren als Hamburg noch ein kleines Dorf war, lebten die Menschen ungeschützt in trügerischer Harmonie zwischen Elbe, Bille und Alster. Zwischen Siedlung und Wasser befanden sich Niederungen, die häufig überschwemmt wurden. Man erzählt sich, dass sich dort die Elbgeister trafen, um die Neu-Hamburger argwöhnisch zu beobachten.

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Die Elbgeister fühlten sich bedroht und in ihrem Flussreich gestört. So schickten sie Überschwemmungen, um die Häuser zu zerstören. Doch die Hamburger blieben hartnäckig. Immer wieder bauten sie ihre Heimat neu auf, errichteten Wälle, um sich vor den Angriffe zu schützen. Sie baten die Elbriesen um Hilfe, die mit Felsbrocken versuchten die Wälle zu zerstören. Ein Felsbrocken blieb bis heute erhalten – hier befindet sich heute der Süllberg. Wieder und wieder schicken sie Fluten in Richtung Stadt. Doch alle ihre Mühen waren umsonst. In Gestalt von Eulen beobachten sie uns noch heute misstrauisch vom Billerwerder-Deich aus.

Viele legendäre Gestalten brachten die Elbe und der Hafen nach Hamburg. Unter ihnen Kapitän Jan Smidt, der den Meerjungfrauen zu trotzen verstand. Und natürlich den Seeräuber Klaus Störtebeker, der auch sein Ende am Grasbrook fand. Sie allen gehören zu Hamburgs Geschichte – ob sie wahr oder falsch sind, das weiß keiner mehr so recht zu sagen.

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Die Fassaden der Kontorhäuser erzählen Geschichten.

Wo fühlst du dich Hamburg am verbundensten?

Auf die Frage, was Hamburg zu etwas Besonderem macht, werden die meisten antworten: das Wasser, die Elbe und der Hafen. Hamburg hat eine besondere Ausstrahlung durch ihre Lage zwischen den Flüssen. Das Wasser ist die Quelle des Lebens und wurde den Hamburgern gleichzeitig mehrere Male zum Verhängnis. Auch wir können noch immer die Kräfte des Elements bei Hochwasser beobachten. So ranken sich viele Mythen und Legenden um den Fluss, der die Keimzelle des Hamburger Machtzentrums darstellt. Sie erzählen von der Gründungsgeschichte der Stadt und von Elbgeistern und -riesen, Meerjungfrauen, Neptun, Merkur und Poseidon, Handel und Gerechtigkeit.

Kleiner Geheimtipp!

Das Titelbild zeigt den ältesten noch erhaltenen Kunstgegenstand im öffentlichen Raum Hamburgs. Mit einem jüngeren Gegenstück schmückt der Löwenkopf die rechte Pforte der Petrikirche und belegt die Grundsteinlegung des Turms 1342. Nach einem alten Brauch umfassten bei einer Vertragsschließung beide Parteien den Ring des Löwen, um Einigkeit und Zusammenhalt zu symbolisieren.

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Der Domplatz ist die Keimzelle Hamburgs.

Die Stadtspürer von Hamburg

Kirsten Buchholzer und Birgit Enke erspüren nicht nur die Geschichten der Stadt – alle Stories, die sie auf der „Mystischen Tour“ zum Besten geben, beruhen auf mehr als nur einem Fünkchen Wahrheit. „Wir erzählen ausschließlich hamburgische und norddeutsche Sagen. Alle haben wir überprüft und nach Belegen gesucht“, sagt Birgit. In Hamburg ist das bekanntlich schwierig; viele historische Gebäude wurden im Rahmen von Kriegen, Feuer oder Stadtsanierungen zerstört. Wer also das mystische Hamburg entdecken möchte, braucht auch ein bisschen Fantasie.

Von Elbgeistern und Freibriefen

Mythen spielen seit jeher eine große Rolle in Hamburg. Eine Legende sollte jedem bekannt sein:
Über Jahrhunderte behaupteten die Hamburger erfolgreich, Kaiser Barbarossa hätte ihnen einen Freibrief ausgestellt, der belegte, dass Hamburger Kaufleute entlang der Elbe keine Zölle zahlen müssten, die Wehrpflicht für Hamburger aufhob und anderen Fürsten das Recht absprach in einem Umkreis von 15 Kilometern eine Burg zu erbauen. Die Hamburger waren sehr clever, denn nur dieses gefälschte Schriftstück ermöglichte es, dass Hamburg so schnell zu einer Handelsmetropole aufstieg.

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Die Göttin Harmonia bewacht den Eingang.

Wie wird man eigentlich zum Stadtspürer?

„Ja, wir Hamburger sind stolz auf unsere Heimat“, sagt Birgit. Seit der Etablierung der Stadtspürer in Hamburg im Frühjahr 2017 ist die geborene Hamburgerin dabei, zuvor führte sie Freunde und Bekannte durch die Stadt: „Ich mochte es schon immer, andere Menschen von meiner Heimat zu begeistern.“ Bei den Stadtspürern geht es nicht darum, die sichtbare Geschichte und gewöhnlichen Touri Hotspots zu besuchen, sondern die Geheimnisse und die Mystik einer Stadt zu erleben.

Ursprünglich kommt das Konzept der Stadtspürer von dem Astrologen Christopher Weidner aus München. Begeistert von der Idee, wollte Kirsten auch die Mythen und Legenden der Hansestadt bei einer Tour wieder zum Leben erwecken. „Als Christopher uns zum ersten Mal in Hamburg besuchte, fand er die Stadt so gar nicht mystisch“, erzählt uns Birgit und lacht. München besticht durch viele historische Bauwerke, sichtbare Geschichte, die es in Hamburg zu einem Großteil einfach nicht mehr gibt. Trotzdem haben Kirsten und Birgit es geschafft, sogar die Münchener zu überzeugen.

Mystisches Hamburg

Seitdem führen sie samstags und sonntags eine kleine Gruppe auf Spurensuche durch die Altstadt. Schon der Treffpunkt ist mystisch: Sogar viele Hamburger wissen nicht, wovon man spricht, wenn man sich am Domplatz treffen möchte. „Wir sind doch nicht in Köln“, bekommt man da oft zu hören. Immerhin hat sich der in Hamburg vielleicht bedeutendste historische Platz von einem Parkplatz zu einer Gedenkstätte gemausert. Die Grünfläche zwischen St. Petri Kirche, dem Helmut-Schmidt-Haus, Schopenstehl und Alter Fischmarkt ist das Zentrum der Hansestadt. Hier soll 810 die erste Siedlung errichtet wurden sein, die später durch Wallanlagen und den Mariendom ergänzt wurden. Die beleuchteten Sockelbänke markieren die Umrisse des Mariendoms, Stahlkonstrukte stellen die Wallanlagen des historischen Hamburgs dar. Auf der Tour durch die Altstadt geht es vor allem um die Gründungsgeschichte Hamburgs. Mythen und Legenden entstanden aus besonderen Ereignissen, aber auch der Vermischung heidnischer Bräuche mit dem Christentum. Die Hamburger beeindrucken dabei immer wieder durch ihre Hartnäckigkeit. Das Völkchen an der Elbe wurde in den ersten Jahren von Wikingerangriffen heimgesucht, die Sturmfluten der Elbe verschlingen die Siedlungen. Trotzdem bleiben die Menschen an diesem Fluss und errichten ihre Stadt immer wieder neu. Hamburger sind eben stolze Menschen, manchmal stur, aber definitiv leidenschaftlich und mutig.

Vegessene Geschichten

Ihr wollt auch die besonderen Kräfte der Altstadt erleben? Hier geht’s zu den Stadtspürern.