In einer der nördlichsten Ecken der Stadt, an der Grenze zu Schleswig-Holstein, versteckt sich eines der letzten Hochmoore Hamburgs. Mit seinen malerischen Wiesen, Weiden und Wäldern wirkt das Naturschutzgebiet Wittmoor wie eine verwunschene Märchenlandschaft. Doch hinter der Idylle verbirgt sich eine düstere Vergangenheit.
Wir machen uns auf den Weg nach Lemsahl-Mellingstedt an das Wittmoor. Ein schmaler Schotterpfad führt uns entlang grüner Weiden, grasender Kühe und kurzer Waldabschnitte. Die Luft ist klar und die Stille ist hier zum Greifen nah. Vorbei an Wollgras, Heide und Birken eröffnet sich uns plötzlich der Blick auf eine wundersame Moorlandschaft. Aus einem düsteren See ragen tote Birkenstümpfe hervor, eine kleine Erinnerung an die dunkle Geschichte der heutigen Oase.
Wittmoor entstand nämlich schon vor Jahrtausenden in einem Nebental der Alster. Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde auf dem Gebiet ein Konzentrationslager errichtet, wo Häftlinge zu Moortrockenlegungen und zum Torfstechen gezwungen wurden. Auch nach dem Fall des Dritten Reiches wurde die Zerstörung vorangetrieben. Erst Ende der 1950er Jahre wurde die Torfgewinnung eingestellt, seit 1970 steht das Gebiet unter Naturschutz und wurde teilweise wieder geflutet. Ein Gedenkstein erinnert noch immer an das KZ Wittmoor.
Heute ist von den früheren Schrecken des Moores nichts mehr zu spüren; nur ein Hauch Melancholie hängt noch in der Luft. Wittmoor verzaubert mit einer besonderen Atmosphäre – und einer atemberaubend schönen Landschaft. Der Charme der Heide, die lichten Wälder und das Moor bilden einen schönen Kontrast. Wer hier hinkommt, erlebt noch unverfälschte Natur. Trotz des ursprünglichen und urigen Flairs ist das Gebiet durch Wanderwege gut erschlossen. Ein Paradies für Spaziergänger, ambitionierte Jogger und Fahrradfahrer, die etwas Ruhe und Entspannung vom alltäglichen Stadttrubel suchen. Hier habt ihr tatsächlich noch die Chance, vollkommen für euch zu sein.
Definitiv der Aussichtspunkt über das Moor! Eine Parkbank werdet ihr zwar nicht finden, aber Stehenbleiben und Genießen lohnt sich trotzdem. Von hier aus habt ihr einen tollen Blick über alles, was Wittmoor so besonders macht: leuchtend grüne Gräser, das mystische Moor und den Birkenwald am Horizont.
Mit der S-Bahn nach Poppenbüttel, anschließend mit der Buslinie 176 oder 276 bis Bökenbarg.
Damit das Moor seine mysthische Stimmung entfalten kann, solltet ihr unbedingt auf Natur und Tiere Rücksicht nehmen, nicht von den Wegen abweichen und keinen Müll zurücklassen. So bleibt uns dieser schöne Fleck Hamburgs noch lange Zeit erhalten.