„Eingänge sind Übergänge“ – Mit dieser philosophischen Botschaft werden die Besucher des Ohlsdorfer Friedhofs am Haupteingang begrüßt. Dieses ganz besondere Fleckchen Hamburgs ist in der Tat ein Übergang, denn an kaum einem Ort verbindet sich das Leben so mit dem Tod wie hier – und das im positivsten Sinne!
Dichter, Denker, Politiker, Soldaten und Schauspieler, viele bekannte Persönlichkeiten, Hamburger Urgesteine und auch sonst jeder, dessen letzter Wunsch es war, in Ohlsdorf beerdigt zu werden, hat hier die ewige Ruhe gefunden. Doch die Hamburger Grünanlage, die übrigens ungefähr so groß ist wie 566 Fußballfelder zusammen, ist nicht nur ein Friedensort für Gegangene. Der weltweit größte Parkfriedhof zieht auch die Lebenden an. Denn an keinem Ort in der Stadt ist es so ruhig, so grün und so friedvoll. Die Grundidee für die Zusammenführung von Leben und Tod stammt von dem ersten Friedhofsdirektor Wilhelm Cordes, der sich 1877 daran gemacht hat, den romantisch angelegten Landschaftsgarten als Erholungsort für jede Seele zu errichten.
Seit dem 19. Jahrhundert werden hier Mausoleen und prächtige Grabstätten errichtet – die ersten für Hamburger Kaufleute, Architekten und reiche Reeder. Bis heute ruhen bedeutende hanseatische Individuen, die in Ehre gehalten werden im Barockgarten, der durch prächtige Treppen zu erreichen ist. Im sogenannten „Althamburgischer Gedächtnisfriedhof“ liegen beispielsweise Schauspieler:innen wie Ida Ehre und Künstler:innen wie Philipp Otto Runge. Doch auch Bekanntheiten aus unserer Zeit haben ihre letzte Ruhe im schönen Ohlsdorf gefunden. So liegt beispielsweise der ehemalige Kanzler Helmut Schmidt hier (er hat übrigens seine vermutlich größte Schwäche und Liebe zugleich mit ins Grab genommen, denn auf dem Gedenkstein liegt eine letzte Zigarette für den Kettenraucher). Auch der im Dezember 2019 verstorbene Jan Fedder, bekannt aus der legendären Serie „Großstadtrevier“, schläft hier auf ewig.
Natürlich spiegelt sich die Kriegsgeschichte unseres Landes auch auf dieser eindrucksvollen Begräbnisstätte wider – die Katastrophen des 20. Jahrhunderts haben hier bedrückende Erinnerungen hinterlassen. Weitreichende Gräberfelder lassen an zahlreiche Kriegsopfer an rund 36.918 Tote, die im Feuersturm ihr Leben verloren haben, an Sturmflutopfer sowie an diejenigen, die in Konzentrationslagern zu Tode gequält wurden, gedenken. Auch das macht den Ohlsdorfer Friedhof aus. Doch trotz all der Schwere und der Last, die diese Erlebnisse hinterlassen haben, gelingt es dem Parkfriedhof aufgrund seiner Weite und der wunderschön angelegten Landschaften ein Ort des Friedens zu bleiben. Bunte Pflanzen, sprudelnde Teiche und blühende Bäume sind nämlich mit den Jahrzehnten auch ein wichtiger Lebensraum für viele Tierarten geworden, die hier ihren Platz in der Stadt gefunden haben. Uhus, Fledermäuse, Bienen, Wasserschildkröten und viele mehr verleihen dem besonderen Park eine lebensfrohe Aura, die auch die Menschen spüren, die hier herkommen, um ihre Liebsten im Jenseits zu besuchen.
391 Hektar Gelände
36.000 Bäume
15 Teiche
11 Kapellen
235.000 Grabstätten
1,4 Mio. Beisetzungen seit 1877