Wer bei Pho & Rice auf den kleinen bunten Plastikhockern unter Stromkabeln und umgeben von bemalten Wänden Platz nimmt und dampfende Pho und frische Bun Bo bestellt, der kann kurz vergessen, dass er sich eigentlich gerade mitten in St. Georg und nicht in Hanoi befindet. Kim und Long haben sich alle Mühe gegeben, das Flair ihrer Heimat zu uns nach Hamburg zu bringen.
Als wir Pho & Rice besuchen, zeigt sich das Hamburger Wetter wieder in seinen schönsten Grautönen und präsentiert uns strömenden Regen. Also huschen wir schnell die Stufen hinunter in das warme Souterrainlokal. Hier fühlen wir uns, als wären wir beim Öffnen der Tür durch eine Zeitkapsel gestiegen und plötzlich in Vietnam gelandet. Am Ende der Treppe treffen wir direkt auf die Bar, hinter der wir reges Treiben in der Küche beobachten können.
In der Ecke sorgt ein kleiner Altar für den allgemeinen Hausfrieden – wir sind uns sicher, dass die Geister bei Pho & Rice sehr glücklich sein müssen, denn heute sind sie mit reichlichen Gaben von frischem Obst bis zu einer Flasche Wodka versorgt.
Wir nehmen Platz an einem der kleinen Tische im zweiten Raum des asiatischen Restaurants. Inhaberin Kim schließt sich uns an. Pho & Rice ist ihr erstes eigenes Restaurant, umso schöner, dass der Start letztes Jahr so wahnsinnig gut geglückt ist. Ihr Mann Long arbeitet bereits seit 14 Jahren als Chefkoch, Kim fast ebenso lange in der Gastronomie.
Die Gestaltung des Ladens haben die beiden in Eigenregie übernommen. Die Räume sind durch offene Fenster mit bunten Holzläden verbunden. Zur Inspiration waren sie vor der Eröffnung in Vietnam unterwegs. Aus zahlreichen Erinnerungen erzählt uns Kim von Hanoi und den Straßenküchen der Stadt. Ihre Erzählungen erwecken die Szene aus dem Hanoi der 80er Jahre an der gegenüberliegenden Wand zum Leben.
Mit Pho & Rice bringen sie die Küche ihrer Familie aus Vietnam nach Hamburg – eine Herzenssache: „Wir kochen das, was wir von Zuhause kennen“, sagt Kim. Und das ausschließlich im Hanoi-Style. In den Küchen der vietnamesischen Hauptstadt wird nach sehr traditioneller Art mit klassischen Gewürzen und Zutaten gekocht. Beide stammen nämlich aus Nord-Vietnam. Long sogar aus der Provinz Nam Dinh, süd-westlich von Hanoi, wo angeblich die Pho-Suppe erfunden wurde.
„Suppe und Reis sind die wichtigsten Bestandteile der vietnamesischen Küche“, erklärt uns Kim. „Eine Pho versorgt mit viel Flüssigkeit, die man den Tag über bei der Hitze in Vietnam braucht. Reis findet sich zum Beispiel auch in Form von Nudeln in jedem Gericht wieder.“ Übrigens lernen wir auch von Kim, das Schlürfen zum guten Ton gehört! Wer die Pho nicht schlürft, der sei unglücklich, heißt es in Vietnam.
Weil wir uns zwischen all den Leckereien nicht entscheiden können, wählen wir gleich vier sehr schmackhafte Gerichte. Zur Vorspeise bekommen wir Sommerrollen mit Garnelen und einen frischen Avocadosalat mit Erdnüssen. Als Hauptspeise empfiehlt uns Kim eine Bun Bo, vietnamesisches Rindfleisch mit Nudeln und Salat, und Cao Lau, ein Gericht aus Nudeln, Schweinefleisch und Kräutern, das man sonst nur in Hanoi findet. Als süßer Abschluss bringt uns Kim noch Xôi gấc, Klebreis mit Kokosmilch. Die hausgemachten, frischen Getränke, die übrigens super nachhaltig mit Strohhalmen aus Bambus serviert werden, runden das kleine Menü perfekt ab!
Wir verlassen das Pho & Rice rundum glücklich – und vor allem herrlich aufgewärmt für das Hamburger Schietwetter.