Porzellanfräulein Keramik selbst bemalen

Die Auswahl an Rohlingen und Farben ist groß. – ©Frederike Höhn

Stellt euch vor, ihr kommt in einen hellen Raum, in der Mitte eine große Tafel, gedeckt mit weißem Geschirr, an der Wand ein deckenhohes Regal, gefüllt mit weißem Geschirr. In einer Ecke seht ihr Farben, Pinsel, Schablonen und Stempel liegen und es ist eure Aufgabe, diesen weißen Raum mit Farbe zu füllen. Willkommen im Laden des Porzellanfräuleins Wiebke Lüdemann.

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Willkommen in der Preystraße 8.

Ein Raum voller Möglichkeiten

Ein Laden, dessen einziger Zweck es ist, dass Menschen hier einen Platz finden und stundenlang Keramik bemalen. Das musste ich mir genauer angucken und lud mich prompt auf einen Besuch in Wiebkes Laden ein. Als ich ankomme, öffnet diese mir freudestrahlend die Tür und beinah ehrfürchtig betrete ich diesen unbeschreiblich schönen Raum. Ich muss mich erst einmal in Ruhe umgucken, so viel gibt es hier zu entdecken. Neben dem Regal mit den weißen Rohlingen stehen überall verteilt bemalte Teller, Tassen, Schüsseln, Kacheln und vieles mehr. Mir lachen kleine Füchse und Löwen von Abendbrot-Brettchen entgegen, fantasievoll gemalte Blumen schmücken Vasen und Schüsseln und ich möchte am liebsten sofort zu den Pinseln stürmen.

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Auf die Pinsel, fertig, los!

Alles wegen eines einzigen Gesprächs

Doch erst einmal setze ich mich mit Wiebke an die lange Tafel, bekomme einen Kaffee und fange an, sie zu löchern. Und Wiebke erzählt: Bereits seit 11 Jahre ist das Porzellanfräulein an dieser Stelle beheimatet. Entstanden war die Idee während des Gesprächs mit einer guten Freundin, die ihr begeistert von ihrem neuentdeckten Hobby erzählte, dem Keramik Bemalen. „Wiebke, es ist so schön! Ich geh da so gerne hin!“, schwärmte sie. 

Wiebke, die schon seit längeren Zeit mit ihrem Job in einer Agentur unzufrieden war, wusste sofort: Das ist es! Innerhalb von 2 Wochen kündigte sie, fand durch einen Zufall die Ladenfläche in der Preystraße und eröffnete wenig später ihren ersten eigene Laden. Ganz schön mutig! „Mutig ja, aber ich hatte auch nicht wirklich viel zu verlieren. Ich war noch relativ jung und hatte keine große Karriere, die ich aufgegeben habe. Ich habe es als totale Bereifung empfunden, mich selbstständig zu machen.“, sagt Wiebke und lächelt bei der Erinnerung.

Die offene Tür

Als ich sie frage, ob das Bemalen inzwischen zu ihrer eigenen Leidenschaft geworden ist, ist es ein klares „Jein“. „Das ist eher Tüdeltantentum, was mich hierhergebracht hat. Ich liebe es auszuprobieren, wie sich Farben bei der Anwendung verschiedener Techniken verhalten, aber es kommt selten etwas dabei heraus, was man sich wirklich hinstellen würde. Mir geht es bei meiner Arbeit viel mehr um die Menschen.“, erklärt sie. Als gelernte Hotelfachfrau liebt sie es, Gastgeberin zu sein, wollte schon immer ihre Türen für Menschen öffnen, ein Café kam für sie jedoch nie infrage. Warum also nicht einen Ort erschaffen, wo die Kunden kreativ werden können? „Irgendetwas müssen sie ja tun, wenn sie zu mir kommen. Keramik bemalen schien ideal. Es macht Spaß und man freut sich über das, was man am Ende mit nach Hause nehmen kann.“, sagt sie schulterzuckend und lacht. 

„Was ich auch so toll am Keramik Bemalen finde ist, dass das kein Mensch braucht. Und das wissen auch alle. Heutzutage hat man sowieso viel zu oft das Gefühl, dass man etwas tun und produktiv sein muss. Hier sind sich alle einig: Alles kann, nichts muss.“

Wiebke, Inhaberin

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Geheimtipp Hamburg Winterhude Porzellanfräulein Laden Frederike Höhn 027 – ©Frederike Höhn
© Frederike Höhn

Und so läuft das Ganze:

Anrufen, Platz reservieren, während der Öffnungszeiten vorbeikommen, Platz nehmen, eine Einweisung bekommen, Rohling aussuchen, Farben aussuchen und drauf los malen! So funktioniert das Konzept. Thema? Vorgaben? Gibt es nicht! Jeder kann frei arbeiten. Was nicht fertig wird, kann mit nach Hause genommen, dort zu Ende bemalt und im Anschluss zum Brennen zurückgebracht werden. Wer Rat braucht, kann sich jederzeit an Wiebke wenden, die als Ideen-, Rat- und Lebenshilfe parat steht, wie sie es schmunzelnd nennt. Von zu Hause aus natürlich auch per Telefon und Nachricht.

Vom Kinder-Spaß zur Auszeit für Erwachsene

Das Porzellanfräulein hat sich nach 11 Jahren als Ort des Kreativität und Zusammenkommens etabliert. Denn dass man hier ganz hervorragend vom Alltag loslassen kann, hat sich schnell herumgesprochen. Nachdem es am Anfang vor allem Kinder waren, die für ein paar Stunden Bastelspaß zu Wiebke in den Laden kamen, sind inzwischen Dreiviertel der Gäste Erwachsene. Und das Schönste für Wiebke ist, dass sie alle ihre Geschichten mitbringen. „Wenn du eine offene Tür hast, kommen die Leute rein, haben gerade so ihr Thema und für ein paar Stunden ist es dann gemeinsam Thema.“, sagt Wiebke und lächelt etwas traurig.

Selbst gemacht ist doch immer am besten! – ©Frederike Höhn
Was für ein zauberhafter Becher, oder?
© Frederike Höhn
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Oder wie wäre es mit solch einer schönen Salatschüssel?
Mit Liebe zum Muttertag.
Essen ist Liebe!
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In solch einer hübschen Vase können die Blumen ja nur glücklich blühen.

Seit Corona ist alles anders

Corona hat den Alltag auch im Porzellanfräulein sehr verändert. Vor Ort kann nicht mehr gemalt werden. Und auch wenn Wiebke das Gewusel und die Menschen in ihrem Laden fehlen, möchte sie allen Hamburger*innen trotzdem weiterhin die Möglichkeit geben, kreativ zu werden. Deshalb bietet sie nun an, auf Wunsch Tüten mit Rohling, Farben und nötigem Werkzeug zu packen, die am Laden abgeholt werden können. Zu Hause kann dann gemalt werden und die Kunstwerke im Anschluss zum Brennen zurückgebracht werden. Wer Hilfe braucht, kann jederzeit bei Wiebke während der Öffnungszeiten anrufen und sich Rat holen.

„Ich sehe es so oft, dass Menschen hier sitzen und ihre Excel-Tabellen und Projektpläne im Sinn haben und plötzlich finden sie sich in einer Situation wieder, in der es keine Vorgaben gibt. Irgendwann trauen sie sich und malen einfach drauf los. Das ist so schön!“

Wiebke, Inhaberin

Neugierig geworden? Zu Hause malen leicht gemacht:

Ihr habt Lust, in euren eigenen vier Wänden kreativ zu werden? Dann schaut euch unbedingt einmal die Auswahl an Rohlingen und Farben auf Wiebkes Website an und bestellt euch eure ganz eigene Keramik-Tüte für zu Hause. 

Und so geht’s:

1. Schreibt eine Mail an bestellung@porzellanfraeulein.de mit

  • Name
  • Telefonnummer
  • Gewünschter Keramik, Utensilien und maximal 6 Farben (pro Bestellung)
  • Anzahl der fleißigen Kreativen (für die richtige Anzahl an Pinseln)
  • Zahlungswunsch: Paypal, EC Karte oder bar vor Ort
  • Gewünschter Abholtag (innerhalb der Öffnungszeiten)

2. Abholen
3. Bemalen
4. Zurückbringen und brennen lassen
5. Abholung nach frühestens einer Woche und spätestens drei Monaten.

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Stay creative!

Nachdem ich noch einen schnellen Blick in die Werkstatt mit den Öfen geworfen habe, in denen die Keramik bei sage und schreibe 1.000 Grad gebrannt wird – WOW! – suche ich mir ganz aufgeregt meine eigenen Rohlinge und Farben aus und bekomme alles von Wiebke verpackt! Ich kann es nicht erwarten, meinen Sonntagmorgen mit Keramik bemalen und Hörbuch hören zu verbringen. Und eins ist klar: Sobald es wieder möglich ist, werde ich mit Sicherheit meine Freundinnen hier her schleppen und mit ihnen einen geselligen Abend beim Porzellanfräulein verbringen. Bis dahin: Stay creative everyone!

Bevor ihr euer Porzellan bemalt, solltet ihr euch auf jeden Fall gründlich die Hände waschen, da die Rohlinge keine Fettabdrücke vertragen und ihr die sonst nach dem Brennprozess sehr doll sehen würdet. Also: Pfötchen waschen!

Zum Geburtstag, zu Weihnachten, zu Ostern, als Hochzeitsgeschenk. Alleine, mit Freunden, mit Kollegen oder für Kinder. Als Junggesellinnenabschied, Klassenausflug, Geburtstagsfest oder Abend zu zweit. Wiebkes Tür ist in jeglicher Konstellation für euch offen.

Wiebke kann leider nicht alle Techniken für zu Hause zur Verfügung stellen, weil das zu viel Material fordern würde. Aber wer Schablonen oder Stempel nutzen will, kann entweder selber welche bestellen oder ihr nutzt die Kartoffeldruck-Technik. Das geht auch. 

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Werdet kreativ und erstellt euer eigenes, kleines Kunstwerk.