Wir hier in Hamburg reden nicht, wir halten Klönschnack. Wir irren uns nicht, wir vertüdeln uns. Wir fragen uns bei der Begrüßung nicht, wie’s denn so geht, wir sagen einfach „Moin“. Insgesamt verlieren wir eher wenig Worte und manchmal ist es auch mit einem kurzen Nicken getan. Herrlich, oder? Also spitzt die Ohren – es folgen 7 Hamburger Sprüche, die euch in den unterschiedlichsten Lebenslagen garantiert den Mors retten – was das heißt? Lest selbst.
Diese Redensart, wie könnte es anders sein, stammt aus dem Plattdeutschen und bedeutet auf Hochdeutsch übersetzt so viel wie „Was sein muss, muss sein“. Denn auch wenn wir Hamburger:innen gerne mal etwas stur sind, wissen wir auch, wann es an der Zeit ist, die Dinge einfach mit einem Lächeln hinzunehmen. Ob aufstehen trotz Kater am Montagmorgen, bei Schietwetter zur Bahn laufen oder sich am Wochenende in die Schlange der Kleinen Konditorei zu stellen: Wat mutt, dat mutt!
Zu Beginn wollen wir mal eine Sache klarstellen: Laut Deutschem Wetterdienst zählen Hamburg und München genau gleich viele Regentage im Jahr. Und zwar 133 im Durchschnitt. Sonne im Süden und Regen im Norden ist also nichts außer ein Gerücht! Und wenn sich dann doch mal eine Regenwolke am Himmel entdecken lässt, dann packen wir unser Alheilmittel gegen den Wetter-Pessimismus aus und sagen uns selbst: „Was soll’s. Wir sind ja nich aus Zucker!“ Denn zwei Dinge sind sowieso ganz klar: Es regnet nicht in Hamburg. Das ist nur feuchte Luft. Und außerdem strahlt kein Himmel so schön grau wie in Hamburg.
Ja, das kann schon mal passieren. Sich zu vertüdeln – aka etwas zu verwechseln. Tüdeln ist eh eine unserer Spezialitäten hier im Norden. Aber Vorsicht, da gibt es große Unterschiede. Wo etwas „durch’n Tüdel bringen“ bedeutet, etwas verwechselt zu haben, ist eine Tüdeltante jemand, der es mit der Wahrheit nicht immer so ganz genau nimmt oder öfter etwas verlegt. Tüddelkram hingegen ist unsere Bezeichnung für Kleinkram, der sich gerne mal in der Seitentür vom Auto, auf dem Schuhschrank im Flur oder in dieser einen Schublade in der Küche ansammelt. Dinge, die man erst braucht, wenn man sie nach 10 Jahren gerade letzte Woche endlich mal aussortiert hatte. Aber keine Sorge, Tüdelkram sammelt sich erfahrungsgemäß auf wundersame Weise immer sehr schnell wieder an.
Kennt ihr diese Leute, die einen anrufen und stundenlang herumdrucksen, bis sie endlich mal mit der Sprache herausrücken und fragen, ob ihr ihnen beim Umzug helfen oder auf ihre Kinder aufpassen könnt? Diese Gespräche, in denen ihr schon ab Minute eins ahnt, dass sich da nur jemand vor einer unbequemen Frage oder Wahrheit drücken will? In Hamburg haben wir für solche Leute eine ganz klare Ansage. Schaut ihnen einfach direkt in die Augen und sagt: „Min Jung (wahlweise auch Min Deern), nu ma Butter bei die Fische! Wat willste?“ Damit wird sich die Situation schnell in Wohlgefallen auflösen, denn das ist die norddeutsche Version von: „Hör auf rumzudrucksen und spuck’s endlich aus! Was willst du?“ – Geht doch!
Wenn ihr dem Drückeberger dann eine klare Ansage gemacht habt, er endlich gefragt hat, ob ihr ihm beim Umzug helfen könnt und ihr euch entschieden habt, eine gute Tat zu vollbringen und an einem viel zu frühen Samstagmorgen vor dem Umzugswagen steht, dann ist der ideale Zeitpunkt, um euch und das Team mit dem euphorischsten aller Hamburger Mutmacher zu motivieren. Denn mit einem kräftigen „Denn man tau!“, bekommt ihr jeden Spargeltarzan dazu, tatkräftig anzupacken.
Gehört habt ihr diese Redewendung ganz sicher alle schon einmal. Doch bei der Frage, was sie genau bedeutet, blickt man als Hamburger:in sehr oft in fragende Gesichter. Deshalb kommt hier ein kleiner Geschichtsexkurs: Hans Hummel war der Name eines Hamburger Wasserträgers, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts den Hamburger Stadtteil Neustadt mit Trinkwasser versorgte. Freche Straßenkinder ärgerten ihn oft, indem sie ihn „Hummel, Hummel!“ riefen und von seiner Arbeit ablenkten. Seine Antwort war „Mors, Mors!“, was frei übersetzt so viel wie „Ihr könnt mich mal“ heißt.
Als die Stadt einer der weltweit bekanntesten Vergnügungsmeilen und Heimat unzähliger Clubs, Bars und verruchter Ecken, kommen wir natürlich nicht drum herum, euch zum Abschluss noch einen Trinkspruch für jede Gelegenheit mit auf den Weg zu geben. Denn wenn ein frisch gezapftes Bier, ein würziger Mexikaner oder ein eiskaltes Alsterwasser vor uns steht, dann werden hier im hohen Norden keine langen Reden geschwungen. Dann freuen wir uns über das Leben, das kühle Nass vor uns und rufen beherzt: „Nich‘ lang schnacken, Kopp in Nacken!“.
In diesem Sinne
Genießt euren Aufenthalt in der schönsten Stadt der Welt, lasst es euch gut gehen und solltet ihr nur zu Besuch sein, dann beehrt uns bald wieder. Ihr werdet schnell feststellen, dass ein Hamburger Herz zwar etwas schwerer zu erobern ist. Wenn ihr den Code aber einmal knackt, habt ihr einen Freund fürs Leben gewonnen.