we are studio studio Geboren aus der Handwerkskunst

„Das Ziel befindet sich links.“, erklingt die Stimme meines Navis aus den Auto-Lautsprechern. Als ich aussteige, blicke ich auf einen hellen Gebäudekomplex mit langen Fensterreihen. Sobald ich einen Fuß durch die Tür setze, werde ich von lauter Musik, dem Geruch von Holz und einer fröhlichen Ini begrüßt. Sie ist die Gründerin des Hamburger Labels we are studio studio und stellt in diesen Hallen gemeinsam mit ihrem Team wunderschöne handgefertigte Holzmöbel und Keramik her.

Ein Raum voller Keramik

Der Raum, den ich kurz nach meiner Ankunft hinter Ini betrete, ist lichtdurchflutet. An den Wänden reiht sich Regalbrett an Regalbrett, auf denen sich Schüsseln, Becher und Teller stapeln – beige, grau, braun und zwischendrin ein bisschen blau. In der Ecke strahlt ein Keramikofen noch Wärme ab. Vor fünf Jahren rief Gründerin Ini das Label gemeinsam mit ihrem Mann ins Leben. „Thorben ist ursprünglich Bootsbauer, dann aber zum Tischlern gekommen und leitet seit 18 Jahren die MØBELWERFT, die Tischlerei unten in der Halle. Schon seit wir uns kennengelernt haben, stand die Idee im Raum, zusammen Möbel herzustellen und zu verkaufen. Das war der Ursprung von we are studio studio.“, erzählt sie.

Eine unerwartete Wendung

Seitdem hat sich viel getan. Ini, die eigentlich Kommunikationsdesignerin ist und jahrelang als Art Direktorin in der Werbung tätig war, entdeckte zeitgleich zu der Gründung des Labels ihre Leidenschaft für das Töpfern. Kurz darauf integrierte sie bereits ihre ersten eigenen Produkte in das Sortiment des Labels. „Damit war ich irgendwann so ausgelastet, dass das Töpfern schnell mein Hauptfokus geworden ist.“, erklärt sie. Heute helfen ihr zwei Gesellen, damit sie mit der Produktion hinterherkommt. Thorben und sein zwanzigköpfiges Team übernehmen die Herstellung der Möbel.

Creatures of Clay

Wer sich in den Onlineshop von we are studio studio zu der Keramik durch klickt, findet neben der Basic-Collection auch die Creatures of Clay – Einzelstücke oder Kleinserien, die limitiert sind und immer wieder wechseln. Das gibt Ini die Möglichkeit, zu testen, wie gut ihre neuen Produktideen von den Kunden angenommen werden. Doch auf den Regalen stehen auch wunderschöne Holzlöffel in einer Vase. Wo kommen die denn her? Von kleinen Labels wie atelier.von erklärt Ini. „Wir haben angefangen, unser Label als Plattform für andere Künstler zu nutzen, die unser Sortiment mit Sachen ergänzen, die wir selber nicht machen können. Dadurch entsteht eine unheimlich schöne Vielfalt.“ 

Eine nachhaltige Produktion von A bis Z

Dabei legen Ini und Thorben besonderen Wert darauf, dass die Künstler:innen genauso nachhaltig produzieren wie sie selbst. Nachhaltig bedeutet für sie dabei nicht nur, die Lieferketten möglichst kurz zu halten, sondern auch die Ressourcen der Umwelt zu schonen. Für die Herstellung ihrer Möbel verwendet we are studio studio deshalb ausschließlich zertifizierte Hölzer und keine seltenen und daher bedrohten Edelhölzer. Ton wird bis auf den letzten Rest recycelt und die Beziehungen zu Lieferanten, Mitarbeitern und Händlern halten im Optimal-Fall jahrelang.

Spaß soll es machen!

„Außerdem ist es uns wichtig, dass die Leute fair für ihre Leistung bezahlt werden.“, ergänzt Ini. „Ich gehe regelmäßig mit meinen Mitarbeitern und Lieferanten in den Austausch und frage: Bist du glücklich mit dem Preis, den ich dir zahle? Schaffst du die Lieferfrist oder sollen wir noch eine Woche dran hängen, damit du nicht am Wochenende Überstunden machen musst? Ich möchte niemanden treiben. Die Leute, mit denen ich arbeite, sollen glücklich sein und ihren Job gerne machen.“ Und davon, wie schön es ist, etwas gerne zu machen, weiß Ini eine Menge. Denn mit dem Töpfern ist aus einem Hobby, das sie sich selber beigebracht hat, schließlich ein Beruf geworden, mit dem sie Geld verdient. 

Und die Inspiration? 

Die kommt von ganz alleine, erzählt Ini. „Du fängst an der Töpferscheibe an zu drehen und irgendwann arbeiten deine Hände ganz automatisch und lassen Formen entstehen. Der Trick ist, mit der Welle zu gehen und zu erkennen: Das, was mir leichtfällt, ist auch das, was ich gut kann.“ Ihren eigenen Stil zu beschreiben fällt ihr jedoch bis heute schwer: „Eher die hellen Töne, organische Formen, manchmal ein wenig Blau.“, sagt sich lachend. Doch eins ist für sie klar: „Ich möchte nichts Trendiges machen, sondern etwas, das in zehn, 15, 20 Jahren noch schön und relevant ist. Weil es so runtergebrochen und so simpel ist.“

Es wird nicht das Letzte sein

Als ich Ini, das Team, den Geruch von Keramikglasuren und Sägemehl hinter mir lasse und wieder in mein Auto steige, stecken in meiner Tasche zwei Becher, die ich Ini direkt vor Ort abgekauft habe. Und ich bin mir sicher, dass es nicht das Letzte von diesem Hamburger Labeln sein wird, was in Zukunft meine Regale ziert.