Bist du auch auf der Suche? Dating und Wohnungssuche gleichzeitig: Die schlechteste Idee, die ich seit Langem hatte

Priscilla Du Preez Bjhuu6bpuza Unsplash

Und, was suchst du so? 2 Zimmer, Altbau, zentral und Balkon wäre ganz nett. Gerne unbefristet. Ups, auf der Plattform geirrt. Dann eben schöne Dates mit jemandem, der mich versteht und zum Lachen bringt. Intelligent und sportlich wäre noch nett. Gerne längerfristig. Inzwischen lautet meine allgemeingültige Antwort: Ich habe keine Erwartungen mehr. Nichts Bestimmtes. Ich schaue einfach, was sich ergibt und wie es für beiden Seiten passt. Ich lächele dabei müde, versuche nicht komplett verzweifelt zu klingen und mein Gegenüber, und vor allem mich selbst, davon zu überzeugen, dass das der Wahrheit entspricht. Ne, aber jetzt mal im Ernst. Dating und Wohnungssuche gleichzeitig. Die schlechteste Idee, die ich seit langem hatte. Das Einzige, was ich bisher gefunden habe? Gemeinsamkeiten.

  1. Bei 90 % der Angebote denke ich mir: Oh. Passt bestimmt super zu
    jemand anderem.
  2. Die Überforderung, es mit einer 40-Stunden-Woche zu vereinbaren.
    Passt Ihnen heute um 16:30 für eine Besichtigung mit ca. 30
    weiteren Interessenten? Ja klar, sicherlich, mach ich möglich. Eine
    Nachricht an einem normalen Dienstag um 11 Uhr: Hast du Lust
    auf ein gemütliches Frühstück heute? Ich arbeite immer noch. Mo-
    Fr. 9-18 Uhr. Diese ungewöhnlichen Zeiten kann man aber auch mal
    vergessen. Oder dreimal.
  3. Geghostet werden.
  4. Und sich deshalb sogar über Nachrichten freuen, in denen man
    eine Abfuhr bekommt.
    Scheint mit jemand anderem wohl besser
    gepasst zu haben. Danke fürs Bescheid geben!
  5. Jahaa okay, ich gebe es zu: Vielleicht gehöre ich auch hin und
    wieder zu denen, die nicht perfekt kommunizieren.
    Liegt dann aber
    meistens an Punkt 2. Sorry!
  6. Manchmal bin ich an Angeboten interessiert, nehme Kontakt auf
    und kurz vor dem Treffen frage ich mich: Wieso?
    Und: Muss ich
    meine Ansprüche wirklich so runterschrauben? Lohnt sich das jetzt
    oder kann ich mir – und allen anderen Beteiligten – diese Zeit
    sparen, wenn ich im Vorhinein eigentlich schon ganz genau weiß:
    das passt nicht?
  7. Meine Screentime ist so hoch wie noch nie. Ich habe 4 Dating-Apps
    auf meinem Smartphone und 5, um eine neue Wohnung zu finden.
    Hilfe. Bei Push-Benachrichtigungen mit neuen Angeboten, die mich
    interessieren könnten, entsperre ich es sofort und schicke die
    perfekt vorformulierte Nachricht raus. (Das gilt inzwischen nur
    noch für die Wohnungs-Apps.)
  8. Der Gedanke: kommt mir irgendwie bekannt vor. Und dann die
    Erkenntnis: von einer anderen App. AHHHHH! Die noch viel
    schlimmere Erkenntnis: das geht den anderen wahrscheinlich mit
    mir genauso. Unangenehm.
  9. Wenn der Online-Auftritt und die Realität wenig miteinander
    gemeinsam haben.
    Oder zumindest etwas beschönigt wurde.
    Stilvoll, geräumig und gut geschnitten. Liegt wohl im Auge des
    Betrachters. 1,83m. Ich dann wohl inzwischen auch.
  10. Sich zu schnell zu verlieben, führt meistens zu Herzschmerz.
    Die (gemeinsame) Wohnung direkt nach dem 1. Treffen – oder noch
    besser: nach dem 1. Blick auf der App – schon einzurichten, ist
    vielleicht noch ein bisschen früh.
  11. Es gibt meistens einen Haken. Die Traumwohnung ist direkt
    auf der Reeperbahn. Und der Traumtyp oder die Traumfrau wohnt
    gar nicht in Hamburg und ist gerade nur auf Durchreise. Oder in
    einer offenen Beziehung.
  12. Der wichtige Support von Freund:innen. Alle halten die Augen
    und Ohren offen und leiden mit, wenn’s wieder mal nicht klappt.
    Eine der letzten Nachrichten: Marie, die Richtige kommt noch.
    Immerhin irgendjemand, der noch daran glaubt.
  13. Double-Texting und wiederholtes Interesse zeigen ist erlaubt
    und kann zu einem (Teil-)Erfolg führen.
    Aber bitte nur, WENN dir
    ein Angebot wirklich gut gefällt.
  14. Wenn es sich zu gut anhört, um wahr zu sein, ist es das
    wahrscheinlich auch.
    Scams und Fakes gibt’s überall.
  15. Führt uns zum nächsten Punkt. Wenn du von Anfang ein
    schlechtes Gefühl hast: lass es sein.
  16. Die Sache mit dem Commitment. Eine Mindestlauftzeit von
    zwei Jahren macht mir dann schon ein bisschen Angst. Vielleicht
    sind diese zeitlich befristeten Dinge dann doch gar keine so
    schlechte Idee. Also doch lieber nochmal eine Übergangslösung,
    bevor ich dann langfristig an etwas gebunden bin und schnell
    merke: das ist gar nicht das, was ich will?
  17. FOBO. Fear of better options. Irgendwas könnte man immer
    haben. Aber was, wenn ausgerechnet dann das Komplettpaket um
    die Ecke kommt?
  18. Mein Ego hat ein paar Kratzer bekommen und die
    Selbstzweifel an schlechten Tagen einen guten Push.
    Das kann doch
    nicht so schwer sein, oder? Und was haben die anderen eigentlich,
    was ich nicht habe? Jaja, ich weiß: ’ne Wohnung und ’ne Beziehung,
    ha ha!
  19. Der Versuch nicht neidisch zu sein auf Menschen, denen alles
    immer direkt vor die Füße fällt.
    Ohne jemals zu suchen. Sich dann
    trotzdem freuen und tief in mir drin wissen: Ganz vielen geht’s
    genauso wie mir. Oder??
  20. The one that got away. Manchen trauert man etwas länger
    hinterher. Und ist insgeheim nach wie vor davon überzeugt, dass es
    das gewesen wäre. Bei mir war’s die sonnige 2-Zimmer-Wohnung in
    Eimsbüttel. Für 700 Euro warm. So eine find ich nie wieder …
  21. Gut gemeinte Tipps, die einen wahnsinnig machen. Wenn es
    passt, fühlst du es.
    Sobald du dich nicht mehr stresst, klappt’s
    bestimmt. Dann sollte es einfach nicht sein. Du musst auch daran
    glauben und es manifestieren. Kennst du diese App schon? Bei
    meiner Freundin hat es da sofort geklappt. Das wird schon.
    An alle, die mit mir auf der Suche sind: mein herzliches Beileid. Ich
    hoffe, wir finden bald alle genau das, was wir uns schon immer
    vorgestellt haben.