Beim Daten in Hamburg gibt es Fragen, die sich nicht mehr stellen. Bei diesem Date gab’s davon ein paar zu viele.
Wir sind am Wasser, klar. Diese Frage stellt sich in Hamburg für ein 1. Date nicht. Wir haben uns Kaffee geholt. Zwei Flat White mit Hafermilch. Auch diese Frage stellt sich selten bis nie. Wir sind jetzt beide circa 7 Euro los und standen dafür 20 Minuten in der Schlange – eher suboptimal für das erste, vorsichtige Gespräch, aber gut. Immerhin mit der Chance auf Influencer:innen zu treffen. Das da hinten war doch Caro Daur unter der Cap, oder?
Wir sind spazieren. Originell, ich weiß. Die erste Frage, die ich mir leise stelle: Ist er freiwillig hier? Hinter Sonnenbrille und Cap lässt sich das nur schwer erkennen. Hat er sich vielleicht von Caro Daur abgeschaut. Die erste Frage, die ich ihm laut stelle: Und wie war dein Wochenende bisher? Wir sind inzwischen auf dem Weg zur Alster und er versucht panisch, sich an irgendwas – egal was – zu erinnern, was er dieses Wochenende schon erlebt hat. Dabei gelingt es mir, meinen Cappuccino zur Hälfte auf meine Übergangsjacke verschütten. Bleibt von ihm unbemerkt. So können 3,50 Euro also auch aussehen. Nervöses Lächeln, während der Kaffee meinen Ellbogen erreicht. Das ist noch unangenehmer als nasse Ärmel beim Händewaschen. Im Gespräch geht es um (seine) Klausuren, (seinen) Muskelkater, (seine) Trainingseinheiten und das Wetter diese Woche. Das haben wir immerhin beide erlebt.
Wir sind an der Alster. Endlich. Ich stelle Frage für Frage und weiß jetzt so gut wie alles über ihn. Über sein Jahr in Australien, seine nervigen Kommiliton:innen, seinen liebsten Rennrad-Urlaub, seinen liebsten Urlaub ohne Rennrad und seine zwei Schwestern. Schön. Er weiß leider immer noch nicht, was ich bisher am Wochenende gemacht habe. Und ich weiß es inzwischen auch nicht mehr.
Ein Viertel der Alster ist geschafft. Und ich stelle die für mich bisher wichtigste Frage: „Wollen wir vielleicht umdrehen?“ Er ist irritiert. Glaube ich hinter seiner Brille und Cap zumindest zu erkennen. Den Rest schaffen wir doch jetzt auch noch. Er muss seine Beine heute eh auslaufen. Na dann. Weiter geht’s. Ich vertreibe mir die Zeit mit einem selbst ausgedachten Spiel. Es ist simpel: Wer die meisten Fragen stellt, gewinnt. Was soll ich sagen: Ich bin ehrgeizig. Einmal um die Alster und zurück zum Café. Ich bin bei soliden 24, er bei 0. Ich weiß nicht, was müder ist: meine Beine oder mein Gehirn. Ach, und wenn man „Und du?“ bzw. „Und bei dir?“ zählen lässt, dann steht es 24:2. Immerhin.
Alster, Kaffee und spazieren. Die gleichen Wege, Themen, Geschichten. Nur weil sich viele Fragen bei 1. Dates in Hamburg nicht mehr stellen, heißt das nicht, dass man komplett damit aufhören sollte. Ob wir uns wiedersehen? Ich glaube eher nicht. Gefragt hat er mich natürlich nicht. Und die Frage habe ich mir ausnahmsweise auch gespart.