Geschichte ist verstaubt und öde? Nicht mit uns! Wir schauen heute mit euch über den Tellerrand unserer schönen Stadt und machen einen kleinen Trip zu den Partnerstädten Hamburgs. Dass sich dahinter ziemlich spannende Geschichten der Hansestadt verstecken, ist ein schöner Nebeneffekt. Kommt mit uns und erlebt eine Geschichtsstunde der besonderen Art!
Die Passage der Städtepartnerschaften
Kennt ihr die Passage der Städtepartnerschaften am Jungfernstieg? Unbewusst sicher schon! Denn wer bei Hamburger Schietwetter ohne nass zu werden von der S- zur U-Bahn laufen möchte, ist schon mehrmals durch diesen 130 Meter langen Tunneldurchgang gestiefelt. Seit 1985 gibt es diesen Übergang und schon damals hat sich die dadurch entstandene U-Bahn Station zu einem der größten U-Bahnhöfe Europas gemacht. Auf verschiedenen Plakaten könnt ihr am Jungfernstieg ein paar Fakten über unsere Partnerstädte erfahren.
Hamburgs Freunde
Die Hansestadt Hamburg hat insgesamt neun Partnerstädte. Neben den politischen Verbindungen stecken hinter diesen Freundschaften zu anderen Städten auch echte Gefühle. So sind aus manchen Zweckgemeinschaften schon so einige tolle Institutionen und Vereine geboren. Also spitzt eure Ohren und schaut genau hin!
Seit fast 30 Jahren besteht auch schon die Partnerschaft zu unseren Freunden aus Osaka. Der Aufhänger mit der drittgrößten Stadt Japans (mit 2.713.157 Einwohnern) war die Wirtschaft. Wie sehr wir mit dieser Stadt verbunden sind, zeigt, dass wir Hanseaten das Japanische Kirschblütenfest feiern. Aufgrund der klimatischen Bedingungen feiern wir es allerdings ein wenig später – nämlich meist im Mai! Mit diesem Fest bedankt sich die japanische Gemeinde für die Partnerschaft. Aktuell leben circa 2.000 Japaner bei uns und mehr als 100 Firmen sind hier seit Jahrzehnten angesiedelt. Ein weiteres Symbol dieser Freundschaft? Das Teehaus und der Japanische Garten im Planten un Blomen, der 1990 nach einem Konzept des japanischen Landschaftsarchitekten Yoshikuni Araki entstand. Wusstet ihr, dass dieser Garten der größte seiner Art in Europa ist? Im Mittelpunkt steht natürlich das kleine Teehaus, das von einem kleinen See umgeben ist. Um ins Teehaus zu kommen, muss man durch ein hölzernes Tor gehen. Übrigens finden hier in den Sommermonaten hier regelmäßig Events statt.
Vive la France! Wusstet ihr, dass Marseille die älteste Stadt Frankreichs ist? Zu Beginn dieser Partnerschaft stand aber nicht die Tradition, sondern die Aussöhnung im Vordergrund. Dies war nach dem Weltkrieg eines der wichtigsten Ziele deutscher und europäischer Politik. Und Aussöhnung, darüber waren sich die Politiker in beiden Ländern einig, konnte nur durch menschliche Begegnungen erreicht werden. Zudem haben beide Metropolen als Groß- und Hafenstädte ähnliche Herausforderungen zu meistern. Rein politisch ist es um diese Partnerschaft etwas ruhiger geworden, aber kulturell lebt diese Freundschaft noch: So gibt es heute noch einige Festivals, Events und Orte, die diese Freundschaft in allen möglichen Formen zelebrieren.
Die Freundschaft mit Shanghai besteht seit über 30 Jahren und gilt als eine der wichtigsten. Warum das so ist? Na, wegen des Hafens! Aber nicht nur wirtschaftlich wird diese Partnerschaft gepflegt und gehegt. Ein Mann lief dafür sogar ganze 12.000 Kilometer durch acht Länder und zwei Kontinente in 279 Tagen. So lange braucht man nämlich zu Fuß von Hamburg nach Shanghai. Das ist der Weg, den Kai Markus Xiong von März bis Dezember 2017 zurückgelegt hat. Der Mann einer Chinesin wollte damit ein Zeichen für diese besondere Freundschaft setzen. Doch lange davor gab es in Hamburg das sogenannte Chinesenviertel. In dem Bereich zwischen St. Pauli und der damals noch eigenständigen Stadt Altona lebten 1890 bis 1944 chinesische See- und Geschäftsleute. Im Weiteren gehören zu den wichtigsten Themen der beiden Städte auch Städtebau und -planung. Für den kulturellen Austausch gibt es noch heute regelmäßige Schüleraustausche und Interessengemeinschaften unter jungen Managern und Journalisten.
Dresden und Hamburg verbindet weit aus mehr als nur ein Fluss. Dennoch war das Ziel der 1987 geschlossenen Partnerschaft das Sauberhalten der Elbe. Aber natürlich steht diese innerdeutsche Freundschaft auch für die Überwindung der deutschen Teilung. Seit 2010 können Künstler aus Hamburg und Dresden an dem Künstleraustausch „Artist in Residence“ teilnehmen. Über diese Organisation gab es schon zahlreiche Begegnungen und einen künstlerischen Erfahrungsaustausch der beiden Partnerstädte!
Auch die zweitgrößte Stadt Nicaraguas gehört seit 1989 zu den neun Partnerstädten Hamburgs. Der Beginn dieser Partnerschaft war vor allem durch die Hilfe der Hansestadt geprägt. Denn Hamburg war maßgeblich daran gelegen, die Lebensbedingungen der Menschen in Léon zu verbessern. Wie groß die Solidarität zu der lateinamerikanischen Stadt ist, zeigen nicht nur vom Senat bezahlte Hilfsprojekte, sondern auch die sogenannte Restcent-Aktion. Seit 1996 spenden über 26.000 Hamburger Centbeträge ihres Gehalts für Projekte in Nicaragua. Hierbei geht es vorrangig um die Verbesserung der Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung der Stadt. Dank der Aktion konnten bis 2016 schon über 10.000 Hausanschlüsse finanziert werden. Auch bei den Verwüstungen des Hurrikane Mitch 1998 halfen die Hamburger mit ihren Spenden bei dem Wiederaufbau. Wir hoffen, dass diese Freundschaft noch lange besteht!
Die Freundschaft zu der tschechischen Hauptstadt Prag besteht seit 1990. Aber was viele sicher nicht wissen: Die Tschechische Republik hat noch aus den Zeiten des Versailler Vertrages ein eigenes Areal in Hamburg. Nämlich den Moldauhafen. Und der schenkt dem Binnenland trotz der Ferne zum Wasser einen eigenen Hafen, den sie in der Vergangenheit auch fleißig für den Seehandel genutzt haben – und der bis 2028 noch offiziell zur Tschechischen Republik gehört. Im Weiteren ist diese Freundschaft aber vor allem kulturell durch einige Austauschprogramme geprägt. Besonders zum 25. Jubiläum vor drei Jahren fanden einige Veranstaltungen in Hamburg statt.
Alte Freundschaft rostet nicht! Das gilt für die Partnerstadt der ersten Stunde: St. Petersburg. Als die Partnerschaft 1957 eingegangen wurde, hieß diese Stadt allerdings noch Lenningrad. Der Zweck dahinter? Die Verbesserung der Beziehungen zwischen den beiden Ländern. Hierfür kam damals die Sowjetunion auf Hamburg zu und sorgte mit dieser Initiative für den ersten deutsch-sowjetischen Freundschaftsvertrag überhaupt. Als sich Anfang der 1990er Jahre die Versorgungslage der Stadt verschlechterte, stellte der Hamburger Senat 4,5 Millionen Deutsche Mark für ein Sofortprogramm zur Verfügung. Auch dafür steht Freundschaft: Man hilft sich eben! Noch bis heute bestehen Initiativen, Partnerschaften zwischen Schulen, Firmen oder Kirchen. Übrigens gehört St. Petersburg zu den wichtigsten Partnerstädten Hamburgs. Immerhin ist unser Hafen ziemlich wichtig für den Handel Russlands in Europa. Hamburg und Schleswig-Holstein haben sogar ein Hanse Office in St. Petersburg, um auch dort norddeutsche Interessen zu vertreten.
Wusstet ihr, dass im 19. Jahrhundert sehr viele Menschen über den Hamburger Hafen nach Chicago ausgewandert sind und sich noch heute – Generationen später – der alten Heimat verbunden fühlen? So lange gibt es die Freundschaft zwischen der drittgrößten Stadt der USA (2,7 Mio.!) und Hamburg aber noch nicht. Die Amis wollten sich schon 1957 mit uns verbünden, die Papiere wurden aber erst 1990 unterzeichnet. Was die beiden Städte verbindet, liegt auf der Hand: die Nähe zum Wasser. Zudem leben in Chicago noch heute viele deutschstämmige Menschen. Es handelt sich zudem um zwei wirtschaftliche und kulturelle Zentren. Noch heute bestehen einige politische Verbindungen und Austauschprogramme mit der Metropole auf der anderen Seite „des großen Teiches“.
Das neuste Mitglied der Hamburg-Familie ist Dar es Salaam in Tansania. Die Freundschaft mit der Hafenstadt ist ähnlich wie mit Léon eine sogenannte Entwicklungspartnerschaft, die vor allem dem Einsatz und Interesse einzelner Personen zu verdanken ist. Es ist die erste Freundschaft Hamburgs mit dem afrikanischen Kontinent. Grundsätzlich pflegen Deutschland und das ostafrikanische Tansania seit Jahrhunderten eine enge Beziehung. Noch heute ist Deutschland durch ein paar historische Bauten in Dar es Salaam, was übersetzt übrigens Hafen des Friedens heißt, präsent.