Etwas Schönes mit den eigenen Händen zu erschaffen, ist für viele das größte Glück. Genauso ergeht es Laura von tōki ton, die in ihrem Atelier auf St. Pauli in feinster und mühevoller Handarbeit unverwechselbares Geschirr und Vasen aus Porzellan herstellt.
Draußen zeigt das Thermometer weit über 30°C an, als wir mit dem Fahrrad nach St. Pauli düsen. Rot und schweißgebadet kommen wir in Lauras hellem und kühlem Atelier an. Bei einem Gläschen Traubensaftschorle können wir uns hier schnell akklimatisieren und einen ersten Blick über ihre schönen Stücke werfen.
Ganz vorsichtig heben wir die Augenschmeichler an und betrachten sie aus nächster Nähe. Hier hat jemand sehr fein gearbeitet, das sieht man. Wie viel Aufwand tatsächlich dahinter steckt, ahnen wir in diesem Moment noch gar nicht.
Obwohl die bezaubernde Laura sich selbst als den größten Tollpatsch bezeichnet, hat sie ihren Traum wahr gemacht und ist Keramikerin geworden. Wir haben sie auf St. Pauli besucht und den Nachmittag mit dem ‚Elefanten‘ im eigenen Porzellanladen verbracht. Wie man dazu kommt? Das erzählt uns Laura, während wir uns gemeinsam für die Fotos hübsche Arrangements mit ihren Tellern, Tassen und Vasen überlegen.
Vier Jahre lang hat Laura in der Werbung gearbeitet, bis es Zeit war, einen klaren Schlussstrich zu ziehen und einen Neuanfang zu wagen. Ein Faible für handgefertigtes Design hatte sie schon immer, daher lag die Überlegung gar nicht fern, es doch mal selbst auszuprobieren. Als sie das erste Mal an einer Töpferscheibe saß, hat es Klick gemacht – ihr Entschluss war gefasst. Im Sommer 2017 hat sie tōki ton gegründet und nennt seit 4,5 Jahren das Atelier in der Annenstraße auf St. Pauli ihr Eigen.
Wer glaubt, schon mal aus Lauras Tassen getrunken oder von einem ihrer Tellern gegessen zu haben, der liegt richtig. Für tōrnqvist hat Laura die schönen, weißen Tassen und für die Salt&Silver Zentrale die Teller und Schalen in Handarbeit hergestellt. Aber auch andere Restaurants weltweit sind auf ihre besondere Handarbeit aufmerksam geworden. Aber wen wundert’s – selbst in Cafés in Uruguay, Südkorea und Kuwait gibt’s den Kaffee aus ihren hübschen Tassen.
So schlicht ihre Stücke auch gefertigt sind, ist der Wiedererkennungswert doch enorm hoch. Laura führt uns in ihren Arbeitsbereich und erklärt uns, wie die Unikate entstehen. Wer jetzt auf staubig-romantische Geschichten an der Töpferscheibe hofft (Ghost lässt grüßen), der liegt falsch. An der Drehscheibe entsteht nur der Prototyp für ein neues Modell, aus dem dann eine Gipsform hergestellt wird.
Eine Gipsform wird mit flüssigem Porzellan gefüllt und für einige Minuten stehen gelassen. Gips entzieht dem Porzellan Wasser, sodass sich nur das Porzellan am Rand der Gipsform festsetzt. Hat das Porzellan die gewünschte Stärke erreicht, wird das restliche, noch flüssige Porzellan wieder ausgegossen. Nach circa 1 bis 2 Stunden kann der Rohling dann vorsichtig aus der Gipsform entnommen werden. Nach drei Tagen ist der Rohling getrocknet und wandert dann in einen der Brennöfen, die Laura liebevoll R2D2 und WALL·E getauft hat. Hier finden jeweils 60 Teller und Tassen Platz. Der erste Brand erfolgt bei 1000°C und dauert rund 10 Stunden. Danach wird der Rohling geschliffen, glasiert und anschließend bei 1250°C für 13 Stunden gebrannt. Fertig gebrannt werden sie samtweich geschliffen. Klingt aufwändig? Ist es auch! Hier steckt wirklich viel Handarbeit, Fleiß und Liebe drin.
Das handgefertigte Porzellan könnt ihr ganz easy über ihren Onlineshop bestellen. Wer mag, kann Laura auf Anfrage aber auch in ihrem Atelier auf St. Pauli besuchen, sich dort um einige schöne Porzellan-Schätze bereichern und von ihr verzaubern lassen.